Ach, wegen der Folter im Rechtsstaat…

…las ich heute im Printspiegel was nettes. Knut Folkers wurde zwei Tage lang in einem niederländischen Militärknast gefoltert und der Spiegel schreibt schnucklig, selbst „in höchster Not“ hätte er seine Komplizen nicht verraten. Kein Wort dazu, dass da einiges in die Tat umgesetzt wurde, was grade als RAF-Mythos dahingeklittert wird. Kein Stück der moralische Aufschrei wie bei der Gäfgen-Debatte. RAFler darf man foltern, man nennts dann nicht mal so und dann isses ja gut.

Halten wir fest. Das Sturmgeschütz der Demokratie schreibt heute über Folter in den achzigern, ohne sich im geringsten dran zu stören. Von den RAF-Tätern wird Reue verlangt, von Staats wegen wurden schon vor zwanzig Jahren Taten begangen, für die eigentlich der EUGH zuständig wäre und kein Schwein hälts für nötig, sich zu entschuldigen.

Von daher nochmal: ich will, dass sich nicht etwa Klar bei Köhler, sondern vielmehr Köhler bei den Bürgern stellvertretend entschuldigt. Für all die Scheisse, die der Staat während dem deutschen Herbst verbrochen hat. Und dann können wir weiterreden.

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5 Responses to Ach, wegen der Folter im Rechtsstaat…

  1. Björn Grau sagt:

    Solltest Du mit Deiner Forderung Erfolg haben, dann glaube ich wieder an das Sprichwort von der Demokratie als beste aller schlechten Staatsformen…
    Beziehungsweise daran, dass die Ränder der bürgerlichen Gesellschaft von dieser oder ihren angeblichen Vertretern mit gleichem Maß gemessen werden.
    Bis dahin bleibt Filbinger Antifaschist.

  2. Bell sagt:

    Knut Folkers wurde zwei Tage lang in einem niederländischen Militärknast gefoltert

    Seltsamerweise findet sich darüber nichts im Google. Stammt die Info von den niederländischen Behörden oder woher kommt die?

    Von daher nochmal: ich will, dass sich nicht etwa Klar bei Köhler, sondern vielmehr Köhler bei den Bürgern stellvertretend entschuldigt.

    Du meine Güte … schon wieder outet sich einer als Bekloppter … wieso Köhler sich für Dinge die in den Niederlanden angeblich geschahen entschuldigen soll … kann ich nicht recht nachvollziehen.

    Für all die Scheisse, die der Staat während dem deutschen Herbst verbrochen hat.

    Man müßte dem Köhler ja zumindest die vermeintlichen Schandtaten nun mal etwas genauer darlegen … sprichst von der Hinrichtung von Baader, Ensslin und Raspe durch den Staat?

    Solltest Du mit Deiner Forderung Erfolg haben, dann glaube ich wieder an das Sprichwort von der Demokratie als beste aller schlechten Staatsformen…

    Ah ja, und bis dahin hälst Du welche Staatsform für die beste?

  3. Björn Grau sagt:

    @Bell:
    – in der Theorie sowas mit Friede Freude Eierkuchen. Ohne Hierarchien. Anarchie vielleicht. Oder Kommunismus.
    – in der Praxis einen gleichberechtigten Verbund kleiner, nicht völkisch organisierter, basisdemokratischer Räterepubliken mit starker Kontrolle und Beschneidung all dessen, was an Kapital und Einfluss über mittlere Familienunternehmen hinausgeht. Wettbewerb ja, monopolähnliche Strukturen nein. Mindestens aber einen Staat, in dem der rechte Rand nicht so ekelhaft bis in die gesellschaftliche Mitte rein hofiert wird, wie in Deutschland.
    – Princos Vorschlag müsste mann mal diskutieren.

  4. Korrupt sagt:

    Bell, die Info ist in der aktuellen Printausgabe des Spiegels. Und nein, ich meine keine Selbstmordtheorien, sondern den damals einsetzenden Abbau des Rechtsstaats, ein wenig ausfuehrlicher erklaert hab ich das hinter dem Link im Post.

    Und soviel symbolische Politik, wie sie in der RAF-Debatte grade gefordert wird, da sollte ein stellvertretendes Sorry von Koehler durchaus drinliegen :o)

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