Alice in Chains

Alice in ChainsNein, kein „Black gives Way to Blue“ im Titel. Ich war derbst gespannt, als AIC trotz Staleys Tod wieder ein „richtiges“ AIC-Album herausbrachten(*), aber ich hatte mir an sich schon im Vorfeld vorgenommen, zu dem Anlass eine aufrichtige Liebeserklärung an das gleichbenamte, letzte Studioalbum zu bloggen. „Alice in Chains“, von Alice in Chains, das beste Grungealbum ever.

Black gives Way to Blue läuft seit heute morgen hier in Dauerrotation, man muss sich natürlich ein wenig daran gewöhnen, und es ist gut. Wirklich. Ich kann mich nur nicht dazu aufraffen, es ein AIC-Album zu heißen, weil es irgendwie eben doch eher nach einem Cantrell-Soloalbum klingt. Näher am AIC-Sound wie die Degradation Trip, ja, aber eben am Sound. Und nicht an all dem anderen, was AIC zu dem einen Album gemacht hat, das ich aus der ganzen Zeit nie wieder missen will. Und deswegen schreib ich jetzt lieber zu AIC und nicht zu „Black…“, auch wenn das Album sich gut macht und ich mich drüber freue.

AIC ist eines der Alben, aus denen das Heroin raustropft, denen man es anhört, dass sie das Ende von etwas sind, in denen etwas kaputt ist und die gerade dadurch zu etwas vollkommenem werden. Man merkts am ganzen Album, über das der Verzerrer ausgekippt wurde wie der Eimer Leim, der etwas zusammenhalten soll, das eigentlich bereits auseinandergefallen ist. Gehalten hätten die Songs auch so, möglicherweise, aber dieses verzweifelt über alle Risse drübergehauene Gitarrenbrett, nochmal drei Latten und eine Handvoll Nägel extra bei einer ohnehin schon recht metallischen Grungeband, das macht für mich die AIC aus.

Das fängt mit „Grind“ an (dem besten Opener, den ich kenne), das ist in „Head Creeps“ drin, das taucht sogar in einem Cantrell-Song wie „Heaven beside you“ auf, obwohl das wohl noch einer der runderen und gesunderen Sogs auf der AIC ist. Nur zur Sicherheit nochmal den Gitarrenleim drübergegossen, weil alles am Ende angekommen ist und nicht mehr lange hält. Nothin ever stays the same. Nothin, yeah nothin, nothin, nothin. Staley wusste ja Bescheid, was mit ihm passierte.

Und vor dem Ende machten sie noch die AIC. Eine CD, auf der oft genug schon alles zu Ende ist, obwohl es noch irgendwie weitergeht. Sludge Factory, der erste Song, der weitergeht, obwohl er zu Ende zu sein scheint, gegen später häuft es sich, mit „Nothin Song“ und „Frogs“, Tracks, die vorbei sind, aber trotzdem irgendwie noch weitergehen. Wo man nicht weiß, ist das die Hoffnung, wenn der Song noch weitergeht, dass alles andere auch noch vielleicht ein paar Schritte weitergeht, die Angst vor dem Beenden, weil nichts mehr kommt danach? Kulminiert dann in „Over Now“, die Coda zum Album und zur Band. Es läuft, und man weiß, es ist an sich schon zu Ende. Ein Album, dem die Zeit ausging, das versucht, zu retten, was noch aufzunehmen, noch in Songform gebracht werden kann, noch irgendwie zu Songs zusammengebaut werden konnte, bevor es zu spät war. Fieberhafte Verzweiflung. „You’d be well advised not to plan my funeral before the body dies“… und sie schafften dann ja noch die Unplugged. Noch eine Coda, die letzte.

Das alles ist „Black…“ nicht. Cantrell musste nicht die zweistimmigen Parts mit jemandem einsingen, von dem er nicht wusste, obs einen nächsten Take gab. Sie mussten nicht die Riffs und Songideen irgendwie zusammenflicken, weil das Nochmal von vorn eine mehr als unsichere Wette gewesen wäre. Sie mussten nicht alles Gebrochene mit Verzerrer und Wah versuchen zu kitten. Sie konnten ein sauberes, rundes Album bauen. Bei AIC konnten sies nicht, und deswegen denke ich, es ist das größte, was der Grunge je hervorgebracht hat.

*Die Seite sagt, am 29., aber 7digital hats.

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2 Responses to Alice in Chains

  1. glidesurfer sagt:

    Mag blöd klingen, aber altersbedingt war mir die hier genannte Band (und um ehrlich zu sein auch das Genere) nicht gerade omnipräsent.

    Nach nun stundenlangem Youtube-unplugged-Versionen-Hören muss ich einfach meinen Dank für diese kleine AIC-Einführung/-Rezi aussprechen.

    Schade, dass es mit dem Staley so früh zu Ende ging, der Typ hatte echt Stimmpotenzial. Kenne kaum jemanden, der schon allein darüber ein düsteres am-Ende-sein Feeling zu vermitteln weiß. Definitiv wert, auf seinen nicht-Apple MP3-Player kopiert zu werden.

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