Vages RFID-Unbehagen….

…beschlich mich gestern spät zur Nacht noch. Es ist schon ne Weile her, da shoppte ich, was wars denn, ich meine, den letzten Matt Ruff, und wunderte mich über den fetten Barcode-Aufkleber auf der Rückseite. Aufkleber abziehen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen nach dem Buch- oder CD-Kauf, so auch hier, und ein hybscher RFID-Chip glitzerte mich freundlich entblättert an. Nun ja.

Die Valis-Trilogie von Philip K. Dick mag ich nicht so sehr wie die meisten seiner anderen Bücher, er ist mir da ein wenig zu christlich-mystisch verdrogt und sehnt sich zu sehr nach göttlichen Wahrheiten und der Vereinigung von (christlicher) Religion mit allem möglichem anderen, aber gestern abend kam ich dann doch weit genug, um nicht die vordere, sindern die hintere Einbandklappe als Lesezeichen zu missbrauchen.

Die sieht zugeklappt so aus:

Philip K. Dick, Valis, zugeklappt

Klappt man sie aus, grinst einen nach Häutung verschämt selbiges an:

Philip K. Dick, Valis-Trilogie, aufgeklappt mit RFID-Chip

…und da beschleicht mich leichtes Unbehagen. Klar, das ist ein Barcode-Ersatz, den man im Einband versteckt, weil, nun, vermutlich, weils praktisch ist.
Und wahrscheinlich denkt sich auch niemand was dabei, dass er jetzt halt drahtlos auslesbar nen P.K. Dick im Rucksack rumträgt. Herrgott, für die Teile gibts ja eh kaum noch Lesegeräte. Wen interessiert das, dass ich Buch X von Autor Y mit mir rumschleppe? Es gibt ja auch keine personifizierten Auslagen in Buchshops, die drahtlos die potentielle Kundschaft nach aufschlußreichen Accessoires durchscannen und sich drauf einstellen. Kein Verkäufer wird mich wohl je anquatschen und mich fragen, ob ich mich zufällig für Nahostpolitik interessiere, nein, manchen Leuten sieht man das politische Interesse halt an (ach, Buch im Rucksack…), ich werd mir nie überlegen, ob ich den Baader-Meinhof-Komplex zur nächsten Flug- oder Bahnreise einpacken werde. Als welchen Typ Verbraucher werden mich mein nächstes Handy, meine Klamotten, mein Päckchen Tabak an welchen Shops outen? Was fangen die Leute dort mit den Infos an?
Ach, ich red hier eh nur Unsinn, es mag halt niemand fette Aufkleber auf dem Buchrücken. Deswegen ist der nun halt innendrin.

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11 Responses to Vages RFID-Unbehagen….

  1. Missi sagt:

    Weltempfänger gibts schon billig im Markt deines Vertrauens. ;)
    13,56 MHz pulst fein. :o)

  2. Greg sagt:

    Verdammt, das wollte ich auch die Tage bloggen! Habe gestern eine DVD gekauft und unter dem Preisschild war ein RFID-Tag. Leider hat man das nicht ab gekriegt, so dass ich die komplette Schutzfolie abmachen musste. Sieht ja sonst nicht so gut aus, wenn man eine CD mit Klebekram und einen kaputten RFID-Tag verschenkt. Dass ist jetzt aber die Folie abmachen musste, nervt mich schon. Geschenke sollen ja eher nicht gebraucht aussehen…

  3. Kann es sein, dass es sich bei dem Ding eher um einen Diebstahlschutz handelt? Die RFID Barcodes die ich bis jetzt gesehen habe, sahen ein wenig anders aus. Außerdem würde es absolut keinen Sinn manchen einen RFID Chip auf ein Buch zu setzen (zu teuer).

  4. Greg sagt:

    Passive Transponder kosten derzeit je nach Bauart und technischem Aufwand bei einer Auflage bis zu 10000 Stück zwischen 0,50 und einem Euro. Ab einer Auflage von einer Milliarde können die Preise aber schon auf 5 bis 10 (Euro-) Cent gedrückt werden, was natürlich eine enorme Ersparnis einbringt.

    http://www.rfid-journal.de/rfid-kosten.html

    Sicher ist 1 Mrd. sehr viel zu hoch gegriffen, aber bezahlbar sind die Dinger also schon. Es kann sich ja um einen Diebstahlschutz handeln. Wird es sicherlich auch. Nur schließt das RFID ja nicht aus. Wenn du mit dem Buch durch die Kasse gehst, wird das Tag angefunkt. Wenn es nicht beim Bezahlen zerstört oder umprogrammiert wurde, gibt es halt Alarm…

  5. Korrupt sagt:

    Bezahlbar sind sie, ja. Diebstahlschutz – ich kenn die Dinger von CDs im Laden, wo sie aber eben per Plastikrahmen festgetackert und an der Kasse *entfernt* werden, ich bin mir recht sicher, dass an der Kasse nur per simplem Barcodescanner abgerechnet wurde. Ein „RFID-Zerstoerer“ ist mir da nicht aufgefallen, was zugegebenermassen nichts heissen will. Aber der muesste ja vorhanden sein, sonst macht der Diebstahlschutz ja keinen Sinn, wenn das Teil im Buch bleibt.

  6. mike sagt:

    Man muss natürlich den Chip nicht zerstören, hab ich grad ein Brett vorm Kopf oder ihr?
    Die ID kommt in ’ne Datenbank als verkauft und gut is, der Chip kann somit ohne Änderung munter weiter ausgelesen werden.

  7. Missi sagt:

    Kann er, ja. Von jedem Bastler in der U-Bahn neben dir, der sich für den Inhalt deines Rucksackes interessiert.

  8. mike sagt:

    missi, das is mir klar, darum geht’s ja auch im Beitrag. Ich bezog mich aber auf die letzten 2 Kommentare :)

  9. Stoerte sagt:

    Wo hast du dieses Buch gekauft?

    Ich hab das gleiche, nur eben ohne RFID-Ding. Ein anderes aus der Reihe hab ich (ausnahmsweise) bei Hugendubel gekauft, auch die machen sowas derzeit, zumindest hier in Würzburg, noch nicht.

    Aufkleber am Rücken finde ich auch super scheiße, allein deshalb schon kaufe ich bei Amazon keine Bücher (abgesehen von Gutscheinen), die verschandeln damit z.B. kartonierte Reclam-Heftchen.

  10. Stoerte sagt:

    Nicht das Aufkleber auf dem Rücken überhaupt notwendig wären, dafür gibt’s ja einen Strichcode. Eigentlich sind Aufkleber, wie das eingeklebte RFID-Ding, mutwillig hinzugefügte Mängel.

  11. Greg sagt:

    Ich habe meine DVD bei Kaufhof gekauft. Da scheint das generell so zu sein…

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