Warum stirbt ebay eigentlich nicht(öffentlich)?

Facebook wird gefühlt im Wochentakt beerdigt, bei Apple haben Sätze, die mit „Unter Steve Jobs wäre…“ beginnen, durchaus wieder Konjunktur, wie die Zukunft von Microsoft aussieht, wird aktuell des öfteren diskutiert. Ansonsten wünsche ich mir überhaupt manchmal dotcomtod wieder zurück, aber ebay. Warum wird eigentlich ebay nicht mit der angebrachten Vehemenz zu Grabe getragen? Warnung, folgend vor allem Bauchgefühl und „Bin ich eigentlichd der einzige, der…?“-Rumfragerei.

Der Gedanke verfolgt mich seit einiger Zeit, insbesondere seit Amazon die Drittanbieter-Angebote quasi gleichberechtigt in die internen SERPs einlisten lässt. Und während Amazon im Gesamtrückblick konsequent vom Buchshop zum Kaufhaus zur Einkaufsmeile schlechthin wurde, drehte ebay die wenig imposante Schleife vom Auktionshaus zum Warenhaus wieder zum Auktionshaus.

Warum?

Warum?

Das war mal anders, da wurde das Auktionskonzept mit Händlershops und Sofort-Kaufen ausgebaut, da ist nach wie vor der Auslagerungskandidat Paypal ganz vorn mit dabei, da waren eBay Relevance Ads eine der spannenden Alternativen zu Doubleclick und Co. Inzwischen ist mein Eindruck der, dass ebay eben wieder ein Auktionshaus ist und als solches für die ursprüngliche Second-Hand- und Schnäppchenjägerklientel spannend ist und bleibt, aber sich alles andere schon längst umorientiert. Was man von Shopanbieterseite hört in Sachen ebay-Händlerplattform, ist nicht wirklich berauschend. Was den Ausbau der Geschäftsmodelle angeht: nun ja, wie gesagt, diesen gibts bei Amazon, bei ebay seh ich besagte Schleife. Stillstand sei der Tod, heissts gelegentlich, und angesichts dessen überrascht mich irgendwie, dass ebay da bei den einschlägigen Beerdigungsprognosen permanent unterm Radar zu bleiben scheint.

Zugegeben: Oberflächlicher Faktencheck spricht gegen meine Verwunderung. Alexarank bei ebay ist stabil bis steigend, Traffic laut Similarweb OK. Spannend: 2,1% der Amazon-User kommen von ebay, andersrum sinds 6,4. An sich spricht das gegen das kommende Ableben. Warum also meine Bedenken?

1. Es passiert nichts. Bei ebay seh ich überhaupt keine Entwicklung. Nichts, was irgendwie ein „damit rocken sie auch noch in zwei Jahren“-Gefühl macht.
2. Kerngeschäfte nehm ich vermehrt bei Wettbewerbern wahr. Genauer: bei Amazon.
3. Nischengeschäfte mit populären eigenen Plattformen. Mir fällt da vor allem dawanda ein, das mag nicht die riesen Rolle spielen, aber mich springts im konkreten Punkt eben an wegen der Ausrichtung auf die „Privatanbieter“, die eben der ebay-Kernmarkt sind.
4. Es passiert doch was. Aber eben chaotischer Kram. So richtig verstehen, was der Mehrwert von ebay-Kleinanzeigen vs. „Normal-ebay“ ist, tu ich nicht. Liegt vielleicht an mir, aber ungeachtet dessen: dass man das nicht in eine einheitliche Plattform abgebildet bekommt, scheint mir eher ein vermeidbarer Usabilityfehler als eine begrüßenswerte Diversifizierung.

Und auf der anderen Seite seh ich sehr wohl auch das sinkende Interesse, wenn man mal platt die Suchanfragen als handfestes Indiz von der „Wir tippern eh alles in die Googlesuche“-Klientel hernimmt:

Hmja.

Hmja.

Doch in Zeiten knapper Kassen
Muss man jeden Strohalm fassen
ebay, the force!
(monochrom)

…das scheinen mir bis auf weiteres eben die Aktiva von ebay zu sein. An denen sägen ein paar Leute, was anderes kommt nicht wirklich, und ich bitte um vermehrte Grabgesänge,.

eBay the force (feat. Hans Nieswandt). Jetzt auf Amazon kaufen.

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One Response to Warum stirbt ebay eigentlich nicht(öffentlich)?

  1. Remo sagt:

    In der Schweiz ist die Situation interessant, weil Ebay hier nicht die erste Geige spielt.

    Sondern Ebay hat einen „echten“ Wettbewerber mit Ricardo.ch.

    Für Google ist die Situation ähnlich in der Tschechai. Das einzige Land in Europa (Rußland ausgenommen), in welchem Google nicht die Suchmaschine Nr. 1 ist.

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