Im Moor versenkt zu werden…

…war so eine meiner Ängste heute, als wir einem der werten K. beim Umziehen halfen heute. Raus aufs Land, kinderfreundlich, mehr Platz und Backsteine galore. Wunderbarste Vorstadtidylle, nur eben, dass man das Gefühl hatte, man könnte vom örtlichen Lynchmob im Moor versenkt werden, sollte man beim Rauchen auf der Strasse erwischt werden oder gar wagen, das Auto auf einem der „Privat“-Stellplätze zu parken.

Nun bin ich ja nicht gerade erschrocken, wenn es um das Verwenden faschistoider Redewendungen geht, und nachdem mich LexaT einige Male ermahnen musste, beim Sofaschleppen doch gefälligst auch freudig zu lächeln, hatte ich das auch langsam drin und begann meinerseits, beim unbeladenen Rückweg zum LKW den schleppenden Kollegen ein launiges „Kraft durch Freude!“ zuzurufen. Dass Arbeit frei mache, verkniffen wir uns, ist ja auch schon so dann gut vorgelegt gewesen, aber da war die realität einmal mehr einfach wieder besser. Nach getaner Arbeit wendeten wir, fuhren da noch mal zwei Häuser weiter in die Straße rein, und erblickten linker Hand ein schönes, ungefähr 2 Quadratmeter großes Wandgemälde über einer Haustür. Bienen, Bienenwaben und der erhebende Sinnspruch:

„Fleiß ist der Ursprung allen Wohlstands!“

Dass der Kinder/Jugend/Irgendwas -Hort ums Eck dann „Abenteuerland“ hieß, war nur noch Sahnehäubchen. Was der Eintritt dort kostet, kann ich mir denken, und irgendwie hatte ich auch den Eindruck, die ansässige Bevölkerung entrichtet diesen geringen Obulus äußerst gern (um den Meister zu zitieren).
Ich halts da dann doch mit Jan. Als Kernassi wohnt man dann doch lieber woanders.

Kategorie: ich gegen die wirklichkeit. permalink.

5 Responses to Im Moor versenkt zu werden…

  1. Fürs Landleben brauchst Du echt nen GANZ dicken Pulli an, Mann.
    Du musst DRINGEND mit Dir selbst allein glücklich werden und die politischen Ansprüche an Deine Mitmenschen auf ein Minimum herunterfahren können. Wenn Du das Miteinander auf Small-Talk übers Wetter und gesellschaftliche Gespräche auf die Notwenigkeit des Schneidens der über die Nebenstrasse ragenden Äste reduzieren kannst, ist es möglich, auf dem Lande glücklich zu werden.

  2. Rene sagt:

    “Fleiß ist der Ursprung allen Wohlstands!”

    Darüber ereifert sich jemand, der durch tagtägliches fleisiges Newsschreiben oder als Techniker seinen Lebensunterhalt verdient. Ihr seid mir alles komische Piraten und Kernassis. *lach*

  3. Korrupt sagt:

    Mitreden kann ich da auch. Rene, ich hab mitnichten was gegen Taetigsein, oder meinetwegen gar Arbeit, auch wenn diese dann auch gelegentlich, wie Marx ja ueberzeugend darlegte, entfremdet ist. Aber das *an die Hauswand malen*, da krieg ich irgendwie Juckreiz und so.

    Punk, mein ack, aber da will ich nicht unter den Tisch fallen lassen, dass es irgendwie dann doch ueberall die zwei, drei Leute gibt, die dann auch Mut machen und mit denen man kann. Ich sag auch immer, nee, zurueck nach Kirchheim, never ever, und das wird auch so bleiben und ich kann es bestens verstehen, wenn ich von Freunden dort hoeren, die dann irgendwann einfach den Koller kriegen, wenn nicht gar nen ausgewachsenen Zorn. Aber eben die gibts dann doch auch, und mir faellt dann zugegebenermassen immer mal wieder auf: das ist in der tat was anderes, wenn man drei, viermal im Jahr so hinkommt undsich wieder auf den Standbringen laesst. Taeglich wuerd ich das in der tat auch nur bedingt bis nicht ertragen koennen.
    Btw., glaub mir: Baeume schneiden ist ein hochinteressantes Thema :) Ich musste gar die Erfahrung machen, dass meine (fuer Kirchheimer Verhaeltnisse) linksextremistische politische Orientierung sowie die doch nicht unbedingt CDU-kompatible Lebensgestaltung toleriert bis akzeptiert wird aus dem simplen Grund, dass parallel dazu bekannt ist, dass der Bub nen Weinberg schaffen kann und seine Obstanlage geschnitten kriegt…

  4. Natürlich haben wir hier auch so unsere 5-6 Leute bzw. Familien, aber den Saftpressen kann man halt nicht wirklich aus dem Weg gehen. Anfangs waren sie mit alle vollkommen schnurz und ich bin auch froh, nicht wirklich dazuzugehören, so vermeiden es die Leute, mich zum Kranzbinden für Nachbarn oder gar zu Sylvester einzuladen (bspw. 7,5 Jahre verheiratet, 19 Monate in der neuen Firma oder das dritte mal in diesem Monat Zehennägel geschnitten, irgendetwas findet sich immer). Aber manchmal sehne ich mich danach, vor die Tür zu gehen und um nen Euro angeschnorrt zu werden. Oder mich mit fremden Leuten zu unterhalten, deren Hrizont über dieses Dorf hinausgeht. Es gibt wirklich viele Leute, die sind hier geboren, hier zur Schule gegangen, haben hier beim Schlachter gelernt und sind übernommen worden, haben hier geheiratet und gebaut und machen sich extra hübsch, wenn sie nach Rendsburg fahren (15km, 15.000 Einwohner). Und auf Dauer nervts.

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