Useless in Mecklenburg

Weil ich grade eh dabei bin, da ein paar Geschichten nachzutragen, was anderes, aber passendes. Es heißt ja immer, in .de gäbe es keine bis wenig vernünftige politische Blogs, eine Ansicht, die ich nicht teile. Wegen mir könnts ein paar weniger „Alles scheiße“-Blogs geben, wo man eben das übliche Stammtischgenöle ein wenig suchmaschinenoptimierter zu lesen kriegt, aber das ist meine private Ansicht.

Was mir im Kontext der politischen Blogs sehr gut gefällt, sind Themenblogs, die eben das leisten, was die üblichen Versuche der Politmagazine in Blogform oder die üblichen Dokus in den klassischen Medien eben nicht können: einfach nen authentischen, unaufgeregten, aber schlicht extrem informativen Einblick in diverse gesellschaftliche Ecken, Nischen und Verhältnisse geben.

Auf ein solches Blog hatte mich Anja gestoßen, und ich habs eben in die Blogroll gekloppt und muss das eben nochmal ausführlicher vorstellen: Useless.

Useless ist ein Blog aus Mecklenburg, in dem die Geschichten um Abwanderung, Perspektivlosigkeit, Rechtsextremismus und allgemeinem sozialen Wandel in, nun, einer peripheren Region ein Gesicht kriegt. Was mich am meisten beeindruckt an dem Blog ist die erwähnte Unaufgeregtheit. So zu schreiben, in einer

„…Region, die ausser viel plattem Land, einer stetig schwindenden und vermännlichenden Restbevölkerung sowie jeder Menge Pessismus nicht viel zu bieten hat…“

…holla, alle Achtung. Da wird wenig angeprangert, da wird nicht der Schuldige benannt, da wird einfach nur beschrieben, was passiert und warum das vermutlich so passiert. Da wird natürlich in erster Linie von negativen gesellschaftlichen Entwicklungen berichtet, aber eben *berichtet* – ohne die Nazikeule, ohne Rumpauschalisieren, ohne Gejammer und Genöle. Da wird informiert, auf eine Weise, die eigene Ansichten des Bloggers zwar recht klar macht, aber die einem nicht mit der Keule eingeprügelt wird. Das bei einem Blog hinzukriegen, welches als Untertitel imerhin die eindeutige politische Programmatik „Strategien von Neonazis im ländlichen Raum“ trug, ist schon eine Leistung für sich.

und natürlich geht es als Aufhänger in den meisten der – noch nicht allzu zahlreichen – Beiträge um die NPD, um das Fehlen einer …“verwirklichten bürgerlichen Demokratie“ bzw. der faktisch vorhandenen „regressiven Verfallsform eben dieser“, wie im Mission Statement beschrieben, aber im Endeffekt erfährt man mehr über die allgemeinen Zustände, die Hintergründe und den Alltag als nun über die konkreten Neonazistrategien, die sich diese allgemeinen Zustände eben mehr oder weniger gezielt zunutze machen können. Und ich hoff, dass da weiter so geschrieben wird, weil ich persönlich werd schlauer dadurch.

Bei vielen Blogs freu ich mich einfach nur übers Lesen als solches, weil da schön geschrieben wird. bei vielen anderen kann ich in der Regel mit dem Kopf nicken und sagen, genau. Es gibt dann noch ne Handvoll, da les ich und hab hinterher das Gefühl, jetzt weiß ich mehr, jetzt bekomm ich ein Bild, jetzt verstehe ich ein paar Zusammenhänge oder sind sie für mich anschaulich geworden. Useless ist eins der letzteren, und ich finds fein und sprech mal ne Leseempfehlung aus.

Kategorie: das richtige leben im falschen, fundstücke. permalink.

3 Responses to Useless in Mecklenburg

  1. useless sagt:

    heyho… schön das dir/euch mein blog gefällt :-)

  2. anja sagt:

    besser hätt ich es nicht (be-)schreiben können

  3. madchiq sagt:

    Guter Tipp.
    Use more. ;>

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