Die Ringe der Macht, oder neue Effizienz beim Gräber anpissen

Das Positive vorweg. Die Bildsprache ist schön, das Casting angenehm divers und trotzdem bzw grade deswegen in Ordnung. Am Budget wurde nicht gespart, auch wenn man manchen Szenen die Greenscreens arg anfühlt. Und wahrscheinlich ist jeder fremdsprachige Dialog grammatisch korrekt und abgeglichen mit Tolkiens Wörterbüchern. Es ist halt wie immer: warum scheints an nichts zu fehlen, aber wenns um Plot und Storylines geht, reichen irgendwelche Vollidioten, die sich irgendwelche Scheiße aus den Fingern saugen? Warum fehlts schon an den einfachsten Basics bei der nicht grade kargen Quellenlage?

Wir sind Mitte/Ende des zweiten Zeitalters, Ringe gibts noch keine, auf Numenor aber schon Elfenhass und „Getreue“. Dass Sauron sich schon recht früh und vor seinen Feldzügen erst mal bei den Elben einschleimte und ihnen das Ringschmieden beibrachte, geschenkt – hier macht er erst mal den Evil Genius im Hintergrund. Man muss nicht, aber kann wahrscheinlich durchaus auch mit einer solchen Rekonstellation der Ereignisse eine schöne Geschichte erzählen, aber ich ahne, es wird ebenso sinnfrei und scheiße sein wie die Patzer bis jetzt.

Denn was mich am meisten nervt: der ganze Kleinscheiß. Ohne Not obskure Scheiße in die Stories packen. Es ist ja nicht so, dass Tolkien kein Material für 10 Bände Mittelerde-Exegese hinterlassen hätte. In denen könnte man sich bedienen bis zum Erbrechen, man müsste nur halt den katholisch-moralistischen Mief ein wenig durchlüften, aber nein, machen wir doch beides: anders *und* schlechter.

Beispiel die „Mithril-Legende“. Ein „Elbenkrieger“ und ein Balrog kloppen sich bei einem Baum, in dem ein Silmaril (!) sein soll, der Blitz schlägt ein, tadah, Mithril! Und nun herrscht Klarheit über die Silmaril, von denen einer im Meer, einer in der Erde und einer im Himmel landete, aber keiner in einer verdammten Astgabel.

Karge Quellenlage

Karge Quellenlage

Ich meine, was soll der Mist? Es wird irgend ein Müll konstruiert, um ohne Not einen neuen Grund für Misstrauen zwischen Zwergen und Elfen zu konstruieren, ich meine, man muss nur wenig im Silmarillion blättern und findet grade genug schöne, kanonische und vor allem plausible Gründe, warum sich Zwerge und Elfen nicht grün sind. Mithril, wie kommts, wenn mans schon neu erfinden will? Wir sind in der glücklichen Lage, dass in Tolkiens Kosmologie das erste Licht der Welt quasi eine Flüssigkeit war, die geschöpft, vergossen, verwendet werden konnte. Warum keine Geschichte über das Licht der Bäume, die durch Spalten und Erde versickerten, qua Baumstandort eben vor allem in Valinor, aber weil $legende, auch an manchen Stellen in Numenor und unter Khazad-Dum? Alternativ: Wer hat an $ort vor Jahrtausenden einen Krug Licht verschüttet und warum, auch dramatische Gründe gern genommen. Himmel, da kam ich nach fünf Minuten Hirnsturm drauf und musste nicht mal ans Bücherregal dafür.

Das befürchtete „Schwinden der Elben“, das nur durch Mithril gebremst werden kann, weil darin das Licht des Silmaril sei, siehe oben. Was ein Schwachsinn. Das Schwinden wurde zum Thema im Dritten und Vierten Zeitalter, davor war keine Rede davon. Und wenn man jetzt ein Storymittel braucht, warum „Elben raus aus Mittelerde!“, (und vielleicht sogar für das analog schwachsinnige „Galadriel ab nach Valinor“), nun: sie habens verkackt Ende des ersten Zeitalters, das Heer von Valinor musste das Chaos aufräumen, das Feanor und seine Söhne angerichtet hatten, die Elben habens nicht hinbekommen und dementsprechend kann man ihnen so um Welten plausibler unterschieben, dass ihr Job in Mittelerde erledigt ist und sie dahin sollten, wo sie hingehören. Den Rest sollten sie den Menschen überlassen, deswegen haben die Valar ja schließlich Numenor geschaffen. Nicht kanonisch, aber ich wage mal zu behaupten, aus dem Ärmel geschüttelt locker eine andere Eleganzliga als die vorgezogene Schwinderei.

Ich spuck ungern die ganz großen Töne, aber mich anstellen zum Storychecken/korrigieren, es wäre massivst besser und dabei bin ich nicht mal ein besonders beschlagener Tolkien-Exeget. Galadriel segelt nach Valinor und schwimmt zurück, und hin musste sie, weil sie vorher zu vermessen Orks bekämpfte, ich muss kurz brechen gehen. Die Söhne Feanors richten jahrhundertelang Chaos an und kein Schwein tut was dagegen, die Elben verkacken über Jahrtausende den Kampf gegen Morgoth, weil sie sich lieber mit Menschen, Zwergen oder sich selber zoffen, aber wenn Frau Galadriel anschließend ein bisschen zu weit nördlich Orks jagt, gibts erst zur Strafe Exil und dann das Seepferdchen. Was zum Fick bin ich sehend? Wie voller Scheiße muss man sein, um solche Würste zu kacken?

Von den ins Gesicht springenden Schwachsinnigkeiten will ich gar nicht groß reden. Ein bescheuertes „Wir kloppen Steine kaputt“-Ritual extremster Heiligkeit der Zwerge erfinden, nach dessen Verlieren Elrond an sich auf Lebenszeit Minenverbot haben sollte, aber eine halbe Stunde später beim Kumpel am Mittagstisch setzt – nun, um mich aus einem anderen Verriss zu zitieren, man hätte Tolkien wahrscheinlich auch einen dampfenden Haufen aufs Grab kacken können, aber damit verdient man wahrscheinlich weniger, auch wenn der Effekt ansonsten derselbe ist. Nochmal: Konfliktgründe zwischen Elben und Zwergen kann man finden, wenn man will, im Fall von Durin und Elrond hätte man es auch einfach mal bleibenlassen können.

Andere Storylines, nun ja. Ich *fürchte* ja, dass der geheimnisvolle „Große“ bei den Haarfüßen Gandalf werden soll, der nun an sich im zweiten Zeitalter absolut nichts zu suchen hat, aber geschenkt. Gegen unbekannte Könige des Südlands hab ich nichts, und zugegeben, die zuletzt durchscheinende Frage nach dem Recht der Uruks auf Leben und Heimat macht mich ein wenig zum Urukversteher und meine Stimmung ein wenig milder, aber eigentlich hat keiner der Storywriter irgend eine Milde verdient. Die Hände sollen ihnen verdorren, und alles andere auch.

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