Balkonkraftwerk? Fensterkraftwerk geht auch, ist easy

Fensterkraftwerk, schmales Solarpanel, Custom Montage

Fensterkraftwerk, schmales Solarpanel, Custom Montage

Ich bin unter die Fusionsfarmer gegangen. Kernfusion ist geil, Reaktor scheint jeden Tag, geeignete Ernter gibts für schmales Geld und auch für schmale Fensterbänke. In meinem konkreten Fall wars ein Kickstarter-Projekt, das mir Anfang des Jahres über den Weg lief und einen „Shut up and take my money“-Reflex auslöste. Die Idee: Schmale Panels und kleine Wechselrichter für die typische „Mietwohnung im Stadthaus“-Situation, wo Dächer und Balkone nicht die Regel sind. Kickstarter ging im zweiten Anlauf durch und nun gibts fensterkraftwerk.de und ich finde das gut und richtig.

Seit heute liefert das Teil nun Solarstrom
und ist ordnungsgemäß angemeldet, und hier nun ein paar Erfahrungen meinerseits mit dem 90WP Kickstarter-Set. Long story short: funktioniert, ist bürokratietechnisch einfacher, als man denkt, montagetechnisch briet ich mir ne Extrawurst, aber nun. (UPDATE: Zwei Tage später rückte die WSW an, aber alles gut :) Details am Ende.)

Breite Solarpanels für den Fenstersims, 2x30Wp, Custom Montage

Breite Solarpanels für den Fenstersims, 2x30Wp, Custom Montage

Hier laufen drei Module mit jeweils um die 30Wp und sind insgesamt bei Direkteinstrahlung für 60 Watt rein netto gut. Das ist Kleinvieh, und mehr als Kleinvieh ist hier kaum zu halten, aber hey, es macht Mist. Einmal das schmale Fensterbankmodul (110×17), das ist gedacht für die klassischen schmalen Fensterbänke. Wer ausladendere Simse hat, kann die tieferen Module nehmen – ich hatte noch zweimal das Format 50×35, nur aber platzbedingt längs nebeneinander montiert.

Der Wechselrichter vom Set macht 300W max und kann bis zu 7 der Panels aufnehmen. 240 Ocken alles zusammen, mir sind die Amortisierungszeiten eigentlich Latte, aber in ein paar Jahren hat man das drin.

Erster Versuch war natürlich mit den gelieferten 3D-gedruckten Klemmhalterungen für den Fensterahmen. Das macht bei unserer Holz-Schiebe-Loggiafenstersituation nur absolut keinen Sinn und weiter wären die Panels hinter den Blumenkästen. Ich zog in die Werkstatt und schraubte mir drei Meter Dachlatte zurecht, einmal Leinöl drüber, Panel montieren und gut.

Detail: Montage eines Fensterbank-Solarpanels

Detail: Montage eines Fensterbank-Solarpanels

Bürokratieloop. Die Netzbetreibersituation mag regional differieren, hier bin ich bei der WSW, da sollte man sich von der „Anträge“-Übersichtsseite nicht irritieren lassen, man meldet das Teil bis 600W max. einfach nur an. Das Formular ist an sich überschaubar. Die Zählernummer steht auf der Stromrechnung, was die SEE-Nummer aus dem Marktstammdatenregister sein soll, erschließt sich nicht direkt, aber kurz rumgooglen hilft: das macht die Bundesnetzagentur, um den Überblick zu behalten, wer wo womit in .de so Energie erzeugt. Die wollen etwas mehr wissen, aber auch hier: reines Anmelden. Es folgt etwas mehr Datenerhebung: erst Accounterstellung und Anmeldung, dann Anlegen der Erzeugereinheit mit Leistung der Panels und des Wechselrichters, Adressdaten und eine Reihe spezifischerer Fragen in Sachen Speicherung, Einspeisedetails, Ausschreibung/Förderung, aber nach dem ersten „Hoppla“ stellte sich a) raus, dass die Hilfetexte wirklich sehr hilfreich sind und b) in der Regel fürs Balkonkraftwerk-Normalpublikum alles im Zweifel halt „nein“ oder „nicht vorhanden“ ist.

For graet justice.

For graet justice.

Praktisch: man kann die komplette Anlage schon mal vorläufig anlegen und speichern, kriegt dann besagte SEE-Nummer und kann sie beim Netzbetreiber angeben. Dass die Anlage dann irgendwann in Betrieb und angeschlossen ist, kann (bzw. muss) man dann einfach später mit ein paar Klicks nachtragen.

Ich bemühte mich, alles wirklich richtig zu machen, legte und meldete an, montierte dann die Panels, schloss alles an und klickte mir dann die Inbetriebnahme live. Alles problemlos. Ob die WSW irgendwas per Papier will, weiss ich noch nicht, bisher kriegten sie ein PDF per Mail und ich denke, das wirds tun.

Es geht, aber bei der Erzeugungsmessung muss ich noch die Auswertungsplattform wechseln.

Es geht, aber bei der Erzeugungsmessung muss ich noch die Auswertungsplattform wechseln.

Das umständlichste war tatsächlich nur die WLAN-Steckdose von Gosund, die beim Kickstarter-Paket dabei war. An sich nicht notwendig, aber eine quick&dirty-Lösung zur Ertragsmessung, nur halt genau der proprietäre Dreck, angesichts dem man sich lieber ein Openhab klickt, weil ohne Accounterstellung bei Gosund selber geht mal gar nichts. Und die ist erheblich zickig gewesen, Drecksapp voller Eigenwerbung, Anmeldeoptionen „Google, Facebook, Apple“, dann „System busy“, wenn man das PW setzen will, und zu guter Letzt die finale Anmeldung, wo die App dann plötzlich Emailadresse und PW will (ich hatte mich mit Google registriert und mit der zugehörigen @gmail plus PW gings, aber Usability, mein knackiger haariger Arsch nochmal, was zur Hölle.) Aber wahrscheinlich gibts eh die passende Zigbee-Lösung, hier lag keine rum und dann nimmt man halt erst mal, was da ist.

Was da ist, erntet Fusionsenergie. Like.

Update: es ist doch nicht „nur anmelden“, bzw. im Prinzip ja, aber mit Folgen. Zwei Tage nach Inbetriebnahme klingelte es an der Tür, die WSW war da und sagte, sie tauschen meinen Zähler. Der ist a) steinalt , b) analog und c) ohne Rücklaufsperre. Long story short: kurz Strom abgedreht, Zähler getauscht (digital, aber unsmart) und Strom wieder angemacht. Rücklaufsperre: sollte ich je was einspeisen (was bei Leistung/Grundverbrauch im Fall hier definitiv nie stattfinden wird), würd ich nichts kriegen und der Zähler nicht rückwärts drehen. ist mir im Prinzip vollkommen Lampe und wahrscheinlich halt der Standard bei den kleinen Balkonanlagen. Wie aber eingangs gesagt: alles entspannt, Sache von ner Viertelstunde.

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One Response to Balkonkraftwerk? Fensterkraftwerk geht auch, ist easy

  1. ch33p sagt:

    Interessant mal einen Praxisbeitrag zu Balkonkraftwerken zu sehen (und die Welt mal wieder ein wenig verbessert! 👍)

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