Google EEAT und SEO: Männer, die auf schwarze Boxen starren

Grade ist die SEO-Welt mal wieder verwirrt, weil man nicht recht weiß, ob E-E-A-T jetzt ein Rankingfaktor, ein Rankingsignal oder ganz was anderes ist, und es wird noch lustiger, wenn man bedenkt, dass selbst von Googles Seite da allenfalls vages Angedeute zu lesen ist. Um von SER zu zitieren:

„Sullivan replied, reiterating again that EEAT is not a score, is not a ranking factor, it is not an algorithm and Google will keep repeating this message.“

Aufeinander aufbauende Rankingsignale

Aufeinander aufbauende Rankingsignale

Tja, was will man da machen? Schöne Theorien aufstellen, wie beispielsweise SEO Südwest, die im letzten halben Jahr immerhin das Kunststück fertigbrachten, noch aus jedem einzelnen Tweet von JohnMu einen Artikel bauen zu können, der in viereinhalb Absätzen einen Tweet wiedergab:

„EEAT ist viel mehr. Es ist ein Gesamtkonzept.“

Yay, ein Gesamtkonzept. Stoppt die Maschinen, das ändert alles! Wobei, was eigentlich?

Laut Sullivan ist EEAT jedenfalls etwas, von dem Google nie gesagt hat, dass sie nie gesagt haben, dass irgendwas… ach, ich zitiere besser mal direkt und werde dabei einen Teufel tun und mach X linken. Sullivan sagt:

„You keep saying we never said we said something that we never said we never said, to the best of my knowledge.“

und weiter

„I don’t see that. I don’t see that I posted that I never said it was a direct ranking signal, or that Google said it was never a ranking signal, or that we have a blog post saying it was never a ranking signal. Can you show me where we said that it was never a ranking signal. What I did say is that we don’t say it is now, and we haven’t said that since we did a blog post about all this last year. And updated our guidance. And FAQs about all this. That, as I said, I’ll look to see if we can make even more clearer.“

Machen wir das EVEN MORE CLEARER als jetzt schon, klingt prima. Ernsthaft, nebenher wird sich auch noch gekloppt, ob auch die CWV ein „Ranking Signal“ sind oder nicht (Saved you a click: nein), wahrscheinlich sind sie auch kein „Ranking Factor“, möglicherweise vielleicht sind sie auch ein Konzept? Egal.

Was mich grade vollkommen fertig macht: dass niemand auch nur andeutet, dass das alles eben inzwischen Metriken in einem KI-Modell sind, das prinzipbedingt nicht mehr konkret regel- und steuerbar ist.

Bzw., dass Google das nicht offiziell verkündet (denn mit welcher Autorität könnten sie dann noch versprechen, dass „great content“ in den SERPs steilgeht?), das kann ich einigermaßen nachvollziehen. Aber dass eine ganze Branche, die grade jede freie Minute damit verbringt, an KIs und LLMs rumzuspielen, da nicht eins und eins zusammenzählt, sondern sich kloppt, ob man die nicht mehr gezielt ansteuerbare Dimensionen/Knoten in einer der fettesten ML-Implementierungen auf dem Planeten jetzt Signal, Faktor oder Konzept nennen soll, das ist schlichtweg albern.

Dreh mal wer den Regler für das blaue G hoch.

Dreh mal wer den Regler für das blaue G hoch.

Fakt scheint mir nach wie vor, dass sich Google selber nicht mehr traut, von irgendwas konkret zu sagen, dass es irgendwie konkret Einfluss auf die Rankings hat, weil sie es wie gesagt selber nicht mehr aussteuern können. Das macht irgendwo Sinn, auch wenns natürlich peinlich ist und die Statements inzwischen auch so peinlich klingen. Man könnte sich entsprechend mal fragen, ob das Weltwissen tatsächlich von einem KI-System erschlossen werden soll, das eben nicht mehr gezielt aussteuerbar ist, aber nun.

Dass gewisse andere Akteure und Branchenzugehörige sowas nicht so an die große Glocke hängen, weil man selber grade voll im KI-Hypecycle hängt und der warme VC-Regen doch bitte nicht nur auf die anderen rieseln soll, geschenkt. Nebenher winseln die üblichen Verdächtigen in den Kommentarspalten wie seit Jahrzehnten schon, dass Google immer schlechter wird und gespammten Content (meint: Wettbewerber) besser rankt als qualitativ hochwertige Inhalte (meint: selbstgespammten Content). Und eine Infrastruktur wie Google, die ein gutes Stück weit die Realitätswahrnehmung ihrer Nutzerschaft prägt, wird zur KI-Blackbox für Nutzer wie auch für Betreiber.

Aber hey. Wahrscheinlich ist das ein Gesamtkonzept.

Kurz nachgetragen, 07.02.24: Olaf Kopp schreibt nebenan kluge Dinge, die mich im Unterschied zum schrecklichen Nebelkerzengewerfe diverser „Fachportale“ nachdenklich nicken lassen. Und einmal laut auflachen, wenns um die hervorragende Idee geht, Knowledge-Graph-gestützte Informationen durch KI ausformulieren zu lassen. Ich schwöre, ich les das zum ersten mal seit dem Text hier woanders.

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