Nine Inch Nails. Gute Erinnerungen an schlimme Zeiten

Head like a hole

Head like a hole

Es gab eine Zeit, da war „Trent Reznor“ ein Synonym für „Gott“, und insofern war das „Er kommt nach Köln und ich muss hin“ ein ziemlicher Nobrainer. TL:DR: insgesamt fantastisch, und was ich an Abstrichen habe, wird mehr mit mir zu tun haben.

Nachdem der Warmup-DJ für meinen Geschmack nen Ticken zu lang auflegte, gings los, und direkt der Anfang war so eines dieser Triggererlebnisse. Die ersten Songs ein Akustikset weitgehend, und mit „Right where it belongs“ einsteigen ist das eine, ich mochte die „With Teeth“ gerne, aber was halt noch dazukommt, die kam raus zu einer Zeit, in der es mir wirklich nicht gutging. Grade „Right where…“ war so eines dieser Lieder, die da viel in mir anrührten, und so wars ein leiser Einstieg, der halt trotzdem mir persönlich ziemlich in die Fresse gab.

NIN, almost acoustic.

NIN, almost acoustic.

In die Fresse: das gabs häufig, und das wird bei mir hängenbleiben. Reznor ist immer noch wütend, es geht ihm immer noch nicht gut, und so sehr ichs ihm gönnen würde, ich wünsch mir, dass es so bleibt. Die Gründe haben sich möglicherweise etwas verändert, und das scheint mir eine gute Entwicklung. Jedenfalls spielten sie für mich extrem überraschend das David Bowie-Cover „I’m afraid of Americans“ und ich dachte, Fick, ja. Junge, du machst verdammt viel richtig. (Funfact: dass das Cover/der Remix eigentlich uralt ist, ging komplett an mir vorbei)

Es war gar nicht immer so düster.

Es war gar nicht immer so düster.

Wobei, jetzt rede ich von Reznor, naturgemäß, aber da vorne stand ne Band und sie war zornig. Nicht Trent mit seinen Musikern, nein, eine Band. Es fiel mir erst beim Konzert auf, dass ich damit nicht ganz bewusst gerechnet hatte und ich mich sehr drüber freute. Die trat gemeinsam Ärsche, und das, obgleich die mehrfachen Bühnenwechsel – Hauptbühne das Brett in die Fresse, kleine Bühne Mitte Akustik- oder Synthsessions – das nicht unbedingt erleichterte, aber da spielte immer ne Band.

Synthsession auf der Nebenbühne

Synthsession auf der Nebenbühne

Mich hatten sie halt auf der Hauptbühne mit dem Brett. Ich kann vollkommen verstehen, mit den ganzen Synthgeschichten Spaß haben zu wollen, aber das waren für mich durchgehend die schwächeren Momente des Sets. Was mich aber einmal mehr zum persönlichen bringt – bei NIN blieb ich immer hängen, wenns mir nicht gut ging, und da fand ich was in den Brettern, die sie raushauten.

Nebenan bei Tool schrieb ich, dass mich Tool und Alice in Chains irgendwie immer begleiteten. Das stimmt, und ich denke inzwischen, AIC mehr wegen dem Gefühl und Tool mehr wegen der Musik. AIC verbinde ich irgendwie mit allem. Ich weiß wahrscheinlich keine guten oder traurigen Sachen, zu denen nicht irgendwann AIC lief. Tool war indessen immer was, wo die Musik selber extrem im Vordergrund stand. Schon allein, weil man jedes neue Album erst mal eine mit der Zeit wachsenden Zahl von Malen anhören musste, um sich reinzufinden. Indessen, Tool und AIC waren irgendwie „immer da“. NIN packte man aus, wenns notwendig war. Und das schlägt bei so einem Konzert natürlich rein, und nun mag „Copy of a“ ein guter Song sein, der kickt, aber wenn ich ihn höre, muss ich an „This is a Trent Reznor Song“ denken.

Reptile.

Reptile.

Aber wenn ich „Gave Up“ höre, fällt mir ein, dass „i tried i gave up“ aus Gründen jahrelang meine Signatur auf dem gulliboard war. Das ist dann halt doch was anderes. „Head like a hole“, himmelherrgott, Menschen, die ich sehr wertschätze, halten wenig von der pretty hate machine, das Album ist gigantisch. Reptile, ein Song, mit dem man Kinder zeugen möchte, und der, der mir von der Downward Spiral immer der liebste war, obgleich das ganze Album eigentlich nicht von dieser Welt ist.

Tcha. Und Hurt zum Schluss, und an sich könnte man sauer sein, weils keine Zugabe gab, aber was will man danach noch spielen? Danke, Mr. Reznor, für ein großartiges Konzert und eine große Menge Gefühle der unterschiedlichsten Art.

Fin.

Fin.

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