Seit heute bin ich Google Knowledge Graph. Und hab das entsprechende Panel erfolgreich beansprucht (Nachtrag: eines der mehreren). Und dachte dabei eigentlich, damit komm ich bei den SEO-Kollegen angestiefelt und lass es mal so richtig lang hängen, weil ichs jetzt so richtig lang hab, aber ich bin aktuell ein wenig unterwältigt.
Vorab: was ist das?
Einfacher: was ist das nicht? Nehmen wir „Kino“. Das ist zunächst mal nur eine Folge der Buchstaben K, I, N und O. Ein dummes Google von früher würde stumpf gucken, wo diese Buchstabenfolge erscheint und entsprechend Ergebnisse auswerfen. Im Knowledge Graph ist „Kino“ aber ein Konzept, das mit weiteren Datenpunkten auf definierte Weise verbunden ist. Ein „Kino“ hat einen „Ort“, der hat eine „Adresse“. Es hat einen Zweck, man guckt dort einen „Film“. Usw., Google versteht, was „Kino“ bedeutet und welche Kontexte der Begriff hat, und deswegen sehen Google-Suchergebnisse zu „Kinoprogramm“ so aus, wie sie aussehen.
Analog ist „Richard Joos“ eine Entität im Knowledge Graph Googles. Genauer gesagt mehrere, es gibt ja mehrere von uns. Die sind jeweils eine „Person“, die sind wiederum „Autor“ von bestimmten „Dokumenten“ usw. usw. Nun will ich mehr Kontrolle über den Knowledge Graph-Datensatz, der mich und exakt mich bei Google beschreibt.
Aber zu den wichtigen Fragen:
– Wie kriegt man den?
– Will man den haben?
– Und was macht man dann damit?
Persönliche Antwort auf alle drei Fragen, kurz: Hmnajanun.
Aber ausführlicher. Folgend alles für meinen „Person“-KG, spannender für die SEO-Blase sind wahrscheinlich Brands/Products, und da funktioniert wahrscheinlich vieles anders.
Wie kriegt man einen eigenen Google Knowledge Graph-Eintrag?
Tja, da fängts bereits vage an. Ich bin einigermaßen sicher, einen Anteil hat bei mir Wikidata, wo ich eher aus Spieltrieb meinen Eintrag machte (siehe nebenan, wo ich auch kurz ein „Was ist der Google Knowledge-Graph überhaupt“ zwischenrein erklärbäre). Ich war in der glücklichen Situation, da ein paar über die Zeit angefallene, reputable Datenbankeinträge ablegen zu können (GND wegen gulli wars, IMDB wegen Soviet-Unterzögersdorf 2). Ich bin sicher, das hilft, aber ist nicht unbedingt notwendig und bin nicht mal sicher, obs den KG nicht schon früher gab. Ich kenn Knowledge-Graph-Resultate, bei denen ich weiß, die kommen maximal aus Autorenangaben in JSON-LD plus ggf. ein bisschen Linkedin. Wikidata ist ggf. ein bisschen Feintuning-Hebel – das „Autor“ bei mir dürfte an sich nur von dort kommen.
Allgemeiner Eindruck: die Menge machts, Maschinenlesbarkeit (Author-JSON) hilft, und dort Profile und Datenquellen verknüpfen, wies halt geht. Tatsächlich scheint es in den letzten Jahren wohl massiv einfacher geworden zu sein – beim grob Namen auf KG-Entries testen scheint mir, mit zwei, drei verknüpften Social-Profilen ist man vielleicht schon dabei, mit gefühltem Instagram- und Linkedin-Schwerpunkt. Testtools gibts einige, das von Audits.com mag ich gerne, weil man schon mal Typ und Sprache eingrenzen kann und ich nicht durch 20 Leute/Begriffe gleicher Benamsung klicken brauche. Dann gibts zB. noch Kalicube, und wenn man Geld ausgeben kann: bei Sistrix ist eine „Welche deiner Suchbegriffe sind KG-Entitys?“-Funktion mit drin. Cave: alle scheinen mehr oder weniger unzuverlässig..
Exkurs: Ein KG-Eintrag? Ich will mehr! Ich bin viele!
Das werden manche (incl. mir) tatsächlich eher als Problem wahrnehmen. Bei mir war die /g/11tmgbwyqv die, die ich fand und auf dem Schirm hatte. Was hängt an der? Gulliwars, zuviel.org, Facebook, Kleinscheiß. Nun gibts erstaunlicherweise noch eine /g/11sd5hmkr6, die ist ein Mischmasch von nochmal zuviel.org und FB, unklarer Linkedin-Zuordnung und meinem akademischen Dresdener Namensvetter. Wobei Academia wieder ich selber bin, waha, „Research interests: Cyberwar, Stanislaw Lem, and Computers and Philosophy.“ Andere ID, aber exakt gleiche SERPs für /g/11gb5chmwd Und dann gibts noch /g/11txlwsqrh, da ist dann der richtige Linkedin-Eintrag, die IMDB, YouTube und meine Arbeit bei Draco verknüpft. Grade beim Nachprüfen hab ich das Gefühl, die SERPs wechseln weiter unten gelegentlich ein wenig,
Long story short: will man da Konsistenz, scheint ein flächendeckendes „sameAs“-Json-LD zur Person bzw. das wechselseitige Verknüpfen der Profile, auf die man Zugriff hat, sinnvoll. Ich ahne auch das Konsolidieren auf Wikidata.
Will man den haben?
Nun ja, wenn man im Netz eh öffentliche Person ist, kann man seine Identität auch konsolidiert und in Ordnung halten, so why not. Vielleicht beruhigts (oder ärgerts) manche Leute beim Googlen, dass nicht ich letztens in Metzingen oder Haubersbronn gestorben bin. Persönlich freuen mich Möglichkeiten, mit den Google-KG rumzuspielen, und bei welchem Eintrag hab ich am meisten Möglichkeiten zum rumspielen? Eben. Ich machs zugegebenermaßen eher aus dem Ehrgeiz raus, da zum einen ein wenig die Mechanismen/Faktoren/Datenquellen dahinter besser zu verstehen und zum anderen mag ich Knowledge-Graphen und ahne, da etwas mehr Bauchgefühl als die Durchschnittsbevölkerung zu entwickeln, ist vielleicht nichts verkehrtes
Der Knackpunkt ist aber das „haben“, denn bisher hat den ja Google. Genaugenommen haben sie ihn immer noch, denn die Effekte der Beanspruchung sind auf den ersten Blick jetzt nicht der Knaller schlechthin. Aber beanspruchen wir. Man sollte dazu mit einem Googleaccount angemeldet sein. Vorwarnung: man sollte gewillt sein, ein Selfie mit Perso Richtung Google zu werfen, für wen das nichts ist, braucht gar nicht erst anzufangen. Nachdem bereits die Russen meinen Perso haben, macht mir dasselbe Richtung Amiland keine Bauchschmerzen mehr, ich sehs als meinen Beitrag zum Gleichgewicht des Schreckens.
Google will dann wissen, wer da was genau beansprucht, beim „Warum“ darf man sogar ein wenig zickig sein, funktioniert. Anschließend Selfie mit Ausweisdokument (erkennbar muss nur sein, dass es ein Ausweis und das Bild drauf von einem selber ist, Zahlen etc. kann man alles verdecken).
Dann wurde es witzig: Screenshots von Profil-Backends, die bestätigen, was man ist und kontrolliert. Ich hab das Backend vom Impressums-Blogeintrag genommen und hihi, facebook. Auf Masto sieht man mir meine Identität nicht so wirklich an, und Linkedin, nun ja.
Man vermacht Google abschließend die Seele seines Erstgeborenen bestätigt die erstaunlich minimalen Datenschutzfloskeln und wartet einen Tag, dann hat man Post. In der wird die Beanspruchung bestätigt und man kriegt einen Link zum…. Knowledgepanel. Auf dem man nun auf leicht veränderte Art Feedback geben kann. Weit weg vom „selber editieren“ a la MyBusiness. Insofern die berechtigte Frage…
Was macht man dann damit?
Tja. Persönlich werd ich schauen, ob und wie man da die korrupt.biz reinbekommt. Weiter, ob man die Verknüpfungen der verschiedenen Richard-Joos-KG-IDs irgendwie konsolidieren kann bzw. zumindest die relevanten Profile an einer Stelle zuverlässig zusammenbringt und Namensvettern raushält. Sehr neugierig bin ich vor allem auf alles, was falsch und schlecht läuft – schließlich trat ich irgendwann mit der These an, dass Knowledge Graphen der aktuell gehypeten generativen KI weit überlegen sind und scheinen sich die Weisen inzwischen einig, dass man mit KG-Hinterfütterung eine Latte LLM-Probleme gelöst bekommt. Wann wäre ein besserer Zeitpunkt, mal genauer hinzusehen, ob KGs da Probleme lösen können und ob sie in der Praxis so gut sind wie konzeptionell? Ich sag mal platt: solang ich hier selber Hand anlegen muss, hat Google seinen Techstack nicht da, wo er sein sollte.
Außerdem würd ich gern mal schauen, wie man sowas hinbekommt wie der von mir durchaus geschätzte Rene:
…nur halt vielleicht mit einem Pornhub-Nutzerprofil dabei, einfach nur weils geht. Wahrscheinlich gehts nicht. Aber es ist der Versuch, der zählt.








Habs mit deiner Anleitung umgesetzt und siehe da. Es hat funktioniert: https://www.google.com/search?q=Stefan+Gerth&kgmid=/g/11stzyk0qm
Danke für den Beitrag, Richie!
Wohoo, der sieht schön aus! Und dafür nicht :) Beim Link kannst du dir alles außer der kgmid an sich auch sparen, der Witz ist ja grade, dass der reicht: https://www.google.com/search?kgmid=/g/11stzyk0qm funktioniert.