Komisch, schon vor einiger Zeit die Blogfragen hatten mich irgendwie halb zum was dazu sagen hingeärgert, und nun gehts mir mit den aktuell via Blogwochen zelebrierten „15 Minuten Ruhm“ genauso. Kommts darauf an, ist das wichtig? Immerhin, während sich ein Großteil der Themenvorschläge am von mir dezent begähnten „übers bloggen bloggen“ orientiert, taugen die „15 Minuten“ tatsächlich dazu, dass die kleinen Schätzchen aus den Blogtiefen hochgeschubst werden, hochwuchten hieß das dereinst bei den HoePap, und es ist eine schöne und gute Tradition.
Nun macht mir das Thema ein paar Probleme. Ich fürchte, unter meinen meistgelesenen Texten stand mein Name nicht drunter und ihr rechtlicher sowie moralischer Status ist gelinde gesagt diskutabel. Blogtechnisch… tatsächlich einige Wellen in einem sehr speziellen Kreis schlug es, als ich feststellen musste, aus unerfindlichen Gründen Herr eines Botnetzes geworden zu sein. Bloggereitechnisch die größte Resonanz hatte möglicherweise mein extrem gepisstes Saalverlassen auf der Republica. Während es heute wahrscheinlich keinen mehr kratzt, wenn wer dort wo rein- oder rauskommt, damals (2007) gabs ein Interview, im Nachhinein amüsiert mich das sehr. Aber geschenkt, und wenn ich schon beim Tippen gähne, wirds beim Lesen nicht besser sein.
An dem Thema beschäftigt mich vor allem, dass es nah an was wichtigem dran zu sein scheint, aber halt nicht richtig trifft. Versteht mich nicht falsch, danebenstehen, blödfinden und besserwissen ist eine der zurecht umstritteneren Verhaltensweisen, hier ahne ich nur, dass möglicherweise eine schöne Chance verpasst wurde. Ich glaube, der Knackpunkt grade bei privaten Blogs ist weniger, dass es zu gelegentlichen 15 Minuten Ruhm kommt, sondern dass unbeabsichtigt Bedeutsames entsteht. Und ich glaube, das sind die eigentlich wichtigen Geschichten, die da passieren können, und selbige würde ich gerne auch von anderen hören.
Ich erzähl gern selber drüber, und machs einmal mehr am „Ich hab die Uni durchgespielt“ vor ein paar Jahren statt.
2009 bloggte ich von einem Hackercamp und erzählte eher nebenbei, dass ich mit nem Pornhub-Techie ins Quatschen kam über Hardware, Loadbalancer, Länderpräferenzen und natürlich Geld. Ich bloggte von besagtem Camp auch viel anderes und schrieb auch ansonsten das Netz voll, aber wegen exakt der einen Anekdote am Rande kam ich mit einem ehemaligen Kommilitonen in einen seitdem fortgeführten Austausch zum Thema ins Gespräch. 2016 ergab sich daraus ein Vortrag an der Uni, und das war nicht das Ende, sondern eher der Anfang von einer ganzen Reihe hochinteressanter Begegnungen, Learnings, Veranstaltungen und Aktivitäten.
Ein aktuelles Hobby von mir ist ja Wikipedia und dort die Themen Porn und Prostitution. Das mach ich, weils mir Spaß macht zum einen, und zum anderen, weils da die eine oder andere Organisation gibt, die ich in der Wiki finden will. Ich glaube natürlich auch, dass das dem einen oder der anderen konkret hilft, was bringt, whatever, und natürlich machts ein gutes Gefühl im Bauch, aber worauf ich rauswill: dass das alles seitdem passiert ist, liegt recht konkret daran, dass ich vor etwas über fünfzehn Jahren einen Absatz in mein Blog getickert hab und mir ansonsten nichts böses dabei dachte. Um den Bogen zu schlagen: ruhmreich war der nicht. Bedeutsam wurde er später, und selbst das letzten Endes nur für mich, weil irgendwann halt das „Ups, da ist was eskaliert, wie kam es eigentlich dazu?“ in den Hinterkopf tröpfelte.
Aber ich halte sowas für den weitaus spannenderen Punkt am Bloggen. Nicht, dass man vielleicht auch mal die Sau geritten hat, die für ne Viertelstunde durch Klein-Bloggersdorf getrieben wurde. Sondern dass man der Welt Gelegenheiten bietet, unwahrscheinliche Wechselwirkungen eintreten zu lassen. Anschlusspunkte zu schaffen, ohne dass man sich unbedingt was dabei denkt, Dingen die Chance gibt, dass sie passieren. ich weiß, kleine Stichprobe, aber ich für meinen Teil würde sagen, es passieren gelegentlich erstaunliche Dinge. Nur halt meist nicht, wenn man im Vorfeld denkt, jetzt hau ich mal raus. Manchmal kommt nur so eins zum anderen, und das sind so Momente, über die ich mich freue, wenn sie mir im Netz begegnen, seis bei mir oder bei anderen.



Auch wenn dich das Ganze irgendwie ärgert, ist doch ein feiner Artikel daraus geworden.
Du schreibst: „Ich glaube, der Knackpunkt grade bei privaten Blogs ist weniger, dass es zu gelegentlichen 15 Minuten Ruhm kommt, sondern dass unbeabsichtigt Bedeutsames entsteht.“
Unsere Idee bei den Themen der BlogWochen war, dass wir einen gewissen (dehnbaren) Rahmen vorgeben. Jede:r ist eingeladen, den für sich zu dehnen und mit seinen eigenen Gedanken und Interpretationen zu füllen.
Das unbeabsichtigte Entstehen ist ein spannendes Thema. Vielleicht greift das jemand auch bei „Können Blogs die Welt verändern“ auf. Ja, schon wieder so ein Thema … das bitte jede:r für sich selbst interpretieren kann.
Interessant, wie die BlogWochen polarisieren. Die einen freuen sich, Anregungen zum schreiben zu erhalten, auch neue Blogs kennenzulernen. Die anderen meinen, dass Blogs und Blogger:innen eh schon zu viel Bauchnabelschau betreiben. Schlußendlich muss das jede:r für sich selbst entscheiden.
Daher danke für die kritischen Worte und auch für deine Gedanken und Erlebnisse.
Es kommt dann halt auch immer arg kritisch raus, bei den Blogfragen ja auch schon, und schlussendlich triggerts dann ja doch zum schreiben und animiert zum Denken, insofern nochmal ein „bitte nicht in den falschen Hals kriegen“. Mag sein, ich interpretier zuviel in der Gegend rum. Die „Bauchnabelschau“ ist gar nicht mal so der Punkt, ich hab eher die Sorge, dass da falsche? unpassende? … Fährten gelegt werden. Mir suggerieren diese gern genommenen Themen halt dezent ein „Schraub am Design, spiel mit Plugins rum, setz dir Ziele, Schwerpunkte, whatever“ (Blogfragen) und das „…dann geht irgendwann auch irgendwas steil“ (15min Ruhm), und ich bin einigermaßen sicher, dass Designschraubereien und Pluginprobieren schöne Dinge sind, die Spaß machen können, nur ists halt letzten Endes Beiwerk, und der „Ruhm“ ein Ziel? Kriterium? Aspekt? ist, der von einigen Sachen ablenkt, die mir eigentlich bedeutsamer scheinen.
*Persönlich* assoziiere ich mit dem Bloggedanken halt lose Vernetzung, das Ermöglichen vom Auffinden ähnlicher/spannender/whatever Interessen und Gedanken, „Normalisierung“ von INteressen, Verhältnissen etc. angesichts einer hihi, polarisierenden Medienlandschaft, whatever. Grade merke ich, in die Richtung hatte ich mal vor über 15 Jahren geschrieben und hab beim Lesen den Eindruck, das scheint kaum anzustauben.
Waha, Nachtrag: es wird dann lustig, wenn wir mal das Richtung andere Plattformen übertragen. Wieviel Tiktok-Reels gibts zum Thema „warum tiktokst du?“ Zu „wann und mit welchem Equip?“ Zu „Welchen Hintergrund nimmst du?“ whatever, analog anwendbar auf Plattformen/Medien der Wahl. Ja, gibts alles auch, geschenkt, aber *deswegen* machts halt niemand. Warum dann? -> und da wirds eigentlich erst spannend, imo.
Das ist eine gute Frage. Ich werde mal darüber nachdenken und dann eventuell darüber bloggen.
Adhoc würde ich sagen, dass es zwischen Blogs und z.B. TikTok einen Unterschied gibt.
Keine Sorge. Ich finde solche Kritik eigentlich gut. Damit aus der „Bauchnabelschau“ nicht ein Bauchnabel-Blog wird.
Wobei bloggen heißt auch Themenfreiheit. Da mag ein Blog übers bloggen auch eine feine Sache sein.
Wenn ich mir die „Ruhm“ Artikel durchlese, die Blogger:innen im Rahmen der BlogWochen schrieben, haben diese die falsche Fährte nicht aufgenommen.
Es sind eher ihre ganz persönlichen Erfahrungen, die für die bedeutungsvoll waren.
Und ich bin bei dir. Vernetzung, der Austausch von Informationen und Meinungen. Das ist auch meine Art von bloggen. Aber auch hier: muss jede:r für sich selbst entscheiden. Weil mein Blog, meine Themen.
Ich habe mit https://openblogging.at meinen Ansatz gefunden.
Und wenn wir mit den BlogWochen Widerspruch erzeugen und zum (konstruktiven) argumentieren und bloggen bringen – dann ist das sehr fein.