Kurz vor meinem allgemeinen Diskursding ein paar Worte zu „Ein Quantum Trost“, den ich mir am Wochenende angetan hab. Muss ich vorziehen, weil Malte auch dazu schrieb und ich verblüfft war, was er alles nicht schreibt. Btw., Malte mag ich seit seinem Linkenbash nicht mehr wirklich grade, Himmel, Lafontaine mit Fussballer- und Schumacher-Gehältern als Populisten bashen ist so dämlich, da bin ich froh, dass ich über den neuen Bond schreiben wollte, sich das bestimmt auch wieder legt und ich mich da eh nicht weiter drüber verbreiten muss, weil in Sachen Bond bin ich an sich wieder recht nah bei ihm, nur fehlen mir in seiner Rezi nebenan zwei ganz zentrale Sachen.
Zum einen: das Quantum Trost ist erstaunlich postmodern. Es gibt keine Superschurken und keine Superschurkenstaaten mehr, nein, das sind irgendwelche westlichen Investoren, die ganz normale westlich- imperialistische Strategien verfolgen und ganz normal die Bevölkerung via Monopolisierung lebensnotwendiger Güter (hier: Wasser) ausnehmen wollen. Die Geheimdienste retten nicht hauptamtlich die Welt, nein, sie sind eine Ansammlung karrieregeiler Arschlöcher, Doppelagenten und Befehlsempfänger der einen oder anderen Junta, ob nun einer südamerikanischen, asiatischen, europäischen, egal. Für ein Bond-Drehbuch brauchts keine durchgeknallten angehenden Weltherrscher oder -vernichter mehr, der ganz normale Kapitalismus und seine ganz normalen Auswüchse tuns vollkommen.
Zum zweiten: dem Inhalt folgt die Form. Der neue 007 spielt weder in pseudofuturistischen Palästen noch in nach altem Geld miefenden barocken Landsitzen, auch Raum- oder Unterwasserstationen brauchts keine und auch keine Golfplätze, Bankentürme, Jachthäfen, Edelbars, Nachtclubs oder Nobel-Badeorte. An sich spielt der größte Teilen in irgendwelchen Slums oder an diversen Ärschen der Welt, an denen, oh Wunder, ganz normale Menschen versuchen, ein ganz normales Leben zu leben und in irgendwelche Ausbeutungsmühlen gezogen werden, ohne zu wissen, warum, geschweige denn gefragt werden.
Was soll ich davon halten? Erster Eindruck: ich fands toll. So ein Stück „Bilder des kapitalistischen Realismus“, man braucht keinen Blofeld erfinden, ein ganz normales schmieriges, geldgeiles Arschloch aus Europa, wie man es täglich im Wirtschaft-TV sieht, tuts auch für die Bond-Liga vollkommen. Auf den Fersen natürlich der Gedanke, hoppla, die Kapitalismuskritik hats bis in den Bond geschafft, Gute Sache(tm) eigentlich. Drastisch sogar, wenn man bedenkt, wie da eben die ganz normale Verwertungslogik über absichtlich und nebenbei anfallende Leichen geht und alle via Geheimdienst oder ganz offiziell mitmachen. Das scheue Reh stampft bekanntlich bei 100 Prozent Profit alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß usw., wunderbar demonstriert. So kommen diese Renditen zustande, von denen man bis vor kurzem immer so viel gehört hat.
Dann aber wieder: „normal“, dass es mainstreamtauglich ist, dass man da problemlos nette Actionfilme drüber drehen kann, aus denen die Leute rausgehen und hinterher eben noch nen Bigmac mampfen und dann heimfahren und gut ist? So (jaja, ich schreib ja bald den näxxten Eintrag hier) ein Teil des Diskurses, der trotz oder wegen seiner Normalisierung bis runter in die Unterhaltungsmedien so zementiert ist, dass er sich definitiv nicht mehr ändert und man ihn auch problemlos in 007 verwursten kann?
Zum Schluss noch die Inhalte, jenseits des bisher erzählten: Sony Ericcson und Ford. Spricht vielleicht für die zweite These.