Die Ringe der Macht: Team Sauron (mit Bonusinhalt)

Man beginnt zu verstehen, wie man auf die Idee kommen kann, ganz Mittelerde zu beherrschen und die dort ansässigen Völker grausam unterjochen zu wollen, wenn man die zweite Staffel „Die Ringe der Macht“ guckt. Im Übrigen bringt Sauron die einzige einigermaßen erträgliche schauspielerische Leistung aufs iPad, aber auch ungeachtet dessen kann man den Untergang Numenors, das Zerbrechen der letzten Bünde, die Kompromittierung der Menschen und das Schwinden der Elben kaum erwarten, wenn man sich mit dieser Verhunzung beschäftigt.

Man könnte sich nun länger über die unsägliche Hobbitstory verbreiten, die der unergründlichen Entscheidung der Götter geschuldet ist, Istari als leider von vollständigem Gedächtnisverlust geplagte Helfer im Kampf gegen den Schatten nach Mittelerde zu schicken, über die drei Palasträume, mit denen der Glanz Numenors auf der Höhe seiner Macht von jedem Stückchen Stuck Gondors im Dritten Zeitalter in die Tasche gesteckt wird. Über Elben, denen man allen grundsätzlich direkt eine aufs Maul geben will, sobald sie selbiges aufmachen, und wenn die Kackbratze fragt warum, dann gleich nochmal. Es ist alles vollkommen zum Kotzen, und das schlimmste ist, das müsste es nicht mal sein.

Denn das einzige, was auch nur ansatzweise interessant an der ganzen Geldverbrennungsmaschine ist, das sind die Orks und ihr Anführer Adar. Und tatsächlich sind die auch die einzige Fraktion, wo es keine Rolle spielen dürfte, mit was für Auflagen die Tolkien-Erben die Serie nun gestraft haben. Denn man kann sagen, was man will, die Orks haben bei Tolkien halt grundsätzlich verloren. Weniger Chancen als ein Typ in einem Song von Bruce Springsteen, und das nur, weil vor irgendwas um die zehntausend Jahre Morgoth ein paar Elben „verdorben“ hat. Seitdem ist das offenbar alles genetisch versaut, kann durch Prügel alleine nicht mehr korrigiert werden und ist vom Angesicht der Erde zu tilgen, wann immer man drauf stößt: das sind zehntausend Jahre Kulturgeschichte der Orks according to the great, late J.R.R.T., und so stehts halt kanonisch geschrieben. Und dann ists halt so, moment, nein!, denn in unserer aktuellen Serienstaffel wird auf alles kanonische ja gepflegt ein großer, toter Götz von Berlichingen gegeben. Warum mal nicht an der einen Stelle wirklich gepflegt auf den Kanon scheißen, wenns denn die Geschichte düngt?

Geschichte, von den Verlierern geschrieben

Geschichte, von den Verlierern geschrieben

Denn das bringt mich zur Bonusinfo. Dass die Orks so scheiße wegkommen bei Tolkien, das kann man natürlich auf Tolkien schieben. Man kann aber auch ganz historisch konstatieren, dass im dritten Zeitalter Elben und Menschen eben gewonnen haben und die Gewinner, wie mans so kennt, natürlich auch die Geschichte schreiben. Entsprechend schlecht kommen die Verlierer weg und entsprechend interessierts auch kein Schwein, wenn irgendwann irgendwo mal eine Orkmama ihr Orkbaby knuddelt (die einzige Szene der Serie, bei der ich sowas wie Anteilnahme verspürte bislang). Weiterlesen

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Fünfzehn Minuten Ruhm dank Sense plus Daumen

Was ist blau und stört beim Tippen?

Was ist blau und stört beim Tippen?

Vorab: alles gut verheilt, Genesungswünsche liegen in ausreichendem Maß vor. Vor einigen Wochen senste ich mir die Strecksehne am rechten Daumen durch und bin im Nachhinein trotz eines beruflichen Hintergrunds in Sachen Wundversorgung doch etwas erstaunt, was das alles an Geschichten und Erfahrungen diversester Art nach sich zog und dachte, ach, schreib mal auf. tl;dr: Verletzungs-/Verarztungsgeschichte, Mehrfachverwertung der Folgen, Erfahrungen und Beobachtungen, weiter ein paar Covidioten und eingestreute Selbstwirksamkeitsüberlegungen, weil hey, Selbstwirksamkeit!

Das Ganze fängt prinzipiell mit meiner teilzeitlandwirtschaftlichen Prägung an, aber besser im ersten Coronasommer, als ich den Homeoffice-Koller abends mit der Grundsanierung eines Brombeerdschungels zwischen Mirker Bahnhof und Gepäckabfertigung auf Utopiastadt bekämpfte. Seitdem ist da ein Grünstreifen mit etwas Obst, Wein und Wiese, für den ich mich seitdem ein wenig zuständig fühle. Und nachdem ich zwar ein Faible für schweres Gerät habe und der Freischneider ein machtvolles, erhabenes Werkzeug ist, mit dem man die Materie dem eigenen Willen unterwerfen kann – 98dB neben Fahrradtrasse und Gastronomie muss nicht sein, Ruppsel hatte seit Jugendzeiten eine Sense in der Hand, eine Sense muss her. So zweimal im Jahr wurde sie seitdem geschwungen und zwischenrein gewetzt, und dann kam der Wonnemonat Mai 2024, Ruppsel packt die Sense aus, setzt den Wetzstein an und beim zweiten Zug rutscht er an einer Scharte ab und zieht sich das Gerät einmal quer über den Daumen. Kein Halm gesenst, aber holla, glatter Schnitt. Weiterlesen

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Wikipedia, das deutsche Wissenschaftssystem und ein paar Selbstwirksamkeitsüberlegungen

Im Fedi schubste mich Jonas letztens
a) auf den Gedanken, die Wiki brauche mehr (wissenschaftliche) Strukturen für die Qualitätssicherung, auf einen
b) FAZ-Artikel zum Thema Relevanz von Autoren und den harten Bandagen auf WP-Diskussionsseiten, (dessen Autor ich anschließend etwas unverdient grob anfasste, sorry, Johannes), sowie auf
c) die BIE, ein bewundernswertes Projekt namens „Bamberger Islam-Enzyklopädie“, wo das Wikipedia-Portal Islam in einer mir völlig beispiellos scheinenden Kooperation von Wiki und universitären Strukturen auf höchstem Niveau gepflegt wird.

Feines-Projekt-Inception

Jonas wünschte sich mehr von sowas, mir würde das auch gefallen, und warum gibts nicht mehr davon? Man könnte wen fragen, der sich auskennt. Ich fragte Patrick Franke, der das ganze an der Uni Bamberg bwz. in der Wikipedia hochgezogen hat, wir erhielten eine Latte Antworten, Anregungen und kluger Gedanken, und lesen lassen die sich auf dem Wikipedia-Kurier bzw., wenns da mal von der Startseite fiel, im Volltext nebenan. Ich fühl mich nun klüger und handlungsfähiger und möchte mich dafür sehr bei ihm bedanken. Überhaupt machen solche „a führt zu b triggert c und auf einmal entsteht was tolles“-Erlebnisse das Netz und die Welt als solche zu einem großartigen Ort.

Wenn sich eine hochkompetente Person wie PaFra zum Thema „Vernetzung von Wissenschaftsbetrieb und Wikipedia“ äußert, tu ich gut daran, die Klappe zu halten und zuzuhören. Sich hinterher Gedanken über eigene Optionen, Anschlussmöglichkeiten und Motivlagen zu machen, scheint mir aber eine sinnvolle Anschlussbeschäftigung, daher: ein paar subjektive Gedanken und Anregungen dazu.

Die von PaFra angesprochenen Schwierigkeiten mit den diversen Wikipedia-Regelwerken kann ich durchaus nachvollziehen. Für meinen Teil komme ich besser damit zurecht, seitdem ich das als eine Art „Demokratisierung der Wissensorganisation“ verstehe. Im Kontext des von ihm ebenfalls angesprochenen Wissenschaftstransfers und seiner vermehrten Einforderung auch von Länderseite gehen da bei mir gleich ein paar Win-Win-Win-Lampen an. Weiterlesen

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koks.digital 2024, welcome back

koks.digital 2024, Social SEO 1 (ok)

koks.digital 2024, Social SEO 1 (ok)

Doch schon acht Jahre, dass ich über die erste koks.digital bloggte. Seitdem war ich auf jeder koks und freu mich, dass nach einer verlängerten Coronapause nun die Nummer 4 folgte. Wieder in Rotunde und Gleis 9 in Bochum und wieder eine interessante Mischung an Akteuren/Institutionen aus der Online-Marketingwelt und angrenzenden Dimensionen sowie der damit einhergehenden Horizonterweiterung. Und dafür, dass halt auch ein altersbedingter „Familientreffen“-Aspekt da mehr und mehr bei mir reinspielt, ich hab mich auch fleißig in die Infodruckbetankung gesetzt. Sehr tl;dr: die „ich bin auf dem Stand und wir machen alles gut“-Komponente nahm großen Raum ein (normal bei einer nicht extremspeziellen Konferenz) und trotzdem erstaunlich viele Glühbirnenmomente. Der einen und anderen Art, looking at you, Microsoft.

Social SEO. Kim Adamek sprach über die wachsende Zielgruppe, die zwar sucht, aber kein Google dafür nutzt. Nicht mein Leib/Magenthema und zum Glück nicht meine Baustelle, denn der Kontext der Suchen ist in der Regel Locations, Events, Lifestyle. ich schaute es mir auch eher mit dem „Verlier das nicht ganz aus den Augen“-Motiv an, mochte aber den Gedanken sehr, dass sich „Suchergebnisse wie Entdeckungen anfühlen“ sollten, was in SoMe natürlich was anderes heißt, aber sich irgendwie auch wie ein Ziel anfühlt, das man einfach mal mitbedenken sollte, wenn man schnöde an Webcontent und Google denkt. Dass man sich ein Problem schafft, wenn man massenhaft Nicht-Zielgruppe zu sich schaufelt, ist auch kein Monopol der clickbait/engagement-verseuchten Social-Algos mehr, da droppte letztens ja diese NavBoost-Geschichte. Alles ist eins, außer der Null.

...tiffim...weeeeeeeeestn...

…tiffim…weeeeeeeeestn…

Anschließend wollte ich eigentlich vor allem wegen der Positionierung zwischen Business und Engagement zum „Castroper Straßenfussball“, aber dann traf ich Jan, der noch wen zum Testen seiner Slides brauchte, und wir sprachen über Tracking, Analytics, Cookiecalypsemetaphern und Konzernpolitik, das Programm konnte entsprechend erst ab 11.00 fortgesetzt werden.

Als ob, morefire, als ob.

Als ob, morefire, als ob.

Bei Sebastian Schnelting (Morefire) holte ich mir dann den ersten Lacher ab, er sprach über Strategien beim Marketing-Mix über Kanäle und Formate hinweg, Budgetierungen für Brot/Butterkampagnen neben experimentellem Kram, und ich sah mich zustimmend nicken beim Verweis auf die gelegentlich auseinandermäandernden Messages auf gekickten Plattformen, besser fokussierbare Schwerpunkte, unter den Tisch fallendes „Wofür das hier, und wissen wir, was ein Erfolg wäre?“ usw. Allein, mich irritierte ein wenig das häufig durchscheinende „was tüte ich genau wo ein?“ denn oft genug erschien es mir eher begründungsbedürftig, warum man Thema X nur auf Plattform Y spielte und nicht eben ein Teaser auf Kanal Z wenigstens noch eben abgeworfen wurde. Heiterkeit, als dann auf Slido mein „Was spricht gegen alles in alle Channels kippen?“ aufschien, aber stellte sich raus, ich hatte die organic- und er die paid-Brille auf. Es ergibt schon alles irgendwie Sinn. Weiterlesen

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Tool in Köln

Ich hab lange Zeit versucht, musiktechnisch einfach weiter im Flow zu bleiben, statt irgendwann bei $lieblingsstil-mit-30 festzustecken, es ist an der Zeit, mir einzugestehen, dass das nicht hinhaute. Es gibt zwei Bands, zu denen komme ich immer wieder zurück, und die andere ist Alice in Chains. Staley ist tot und das ist zum Kotzen, Maynard lebt und wir gingen nach Köln.

Night Verses, Köln

Night Verses, vor Tool in Köln

Für einen Menschenmassenphobiker wie mich war die Arena dort erstaunlich erträglich und das Publikum, wen wunderts, schwerst sympathisch und wild gemischt. Wir kamen ohne Hektik unerwartet auf den letzten Drücker an, denn Night Verses begannen, kaum dass wir am Platz waren. Ich sag mal so: auch bei der Studioaufnahme kriegt man einen Eindruck. Ich dachte bei den ersten Takten witzigerweise, das könnten red sparowes sein, nein. Ähnliche Richtung, wenngleich Night Verses schon ein wenig den Standard neu setzten, was ein Drummer zu durchaus atmosphärischen Leads drunterprügeln kann.

Tja, und Tool. Ja, gigantisch. Unglaublich intensiv, vier Leute, die nicht nur einfach meisterhaft Musik machen können, sondern einem das auch meisterhaft in Hirn und Bauch reinficken. Licht, Video, Performance, alles voll auf die Zwölf.

Tool, Opener in Köln

Tool, Opener in Köln

Handwerklich bin ich nicht auf einem Level, das auch nur ansatzweise zu würdigen, aber dass ich nicht sauer wurde, wieviel verzerrten Bass jemand in nem Set spielen kann, ohne dass es Matschepampe macht und trotzdem oder deswegen reinknallt, lag daran, wie es reinknallt. Was man an Emotion und Wucht in Songs packen kann und dabei keine zwei gleichen Taktarten nacheinander spielt, hat bereits eine leicht wahnsinnig machende Lässigkeit. Zwischenrein ein wenig Analogsynths stecken und ein Drumsolo drüberlegen, und irgendwann musste ich den Unterkiefer halt auch mal wieder hochbewegen, aber was zum Fick. Weiterlesen

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re:publica 24, die analoge Gesellschaft

Ein Blick von außen, denn wie immer seit der dritten r:p war ich nicht da. Beileibe nicht aus fehlender Sympathie, wir brauchen sowas wie die rp und ich bin sicher, ich hätte zahlreiche Menschen dort gern mal wieder getroffen (und ich hoffe, umgekehrt ebenso). Nichtsdestoweniger eine etwas spitze Überschrift und ich will den Punkt ein wenig ausführen: aus der Außenperspektive ist die rp24 ein analoges Meeting einer Latte Wichtiger Personen in Berlin gewesen. Ich sehe das mit einigen Bedauern und das Problem beim Publikum.

Wikipedia zur rp24. Who cares.

Wikipedia zur rp24. Who cares.

Das ist nämlich genau das: ein Publikum. Das zu ner Konferenz geht, sich unterhält und sich unterhalten lässt. Und das mag für viele Events vollkommen in Ordnung sein, aber für eine Konferenz, die sich als Leitveranstaltung einer digitalen Gesellschaft in Deutschland sieht, scheint mir das ein wenig sehr unambitioniert. Eine digitale Gesellschaft kommuniziert digital, sie hat ein Interesse an digitalen Diskursen und allgemeiner Teilhabe an denselben. Sie hält ihre Themen für ausreichend wichtig, um gesellschaftlich (digital) rezipiert zu werden. Anwesende Menschen sind (und verstehen sich als) Teil dieses Diskurses, allein, sie sinds in tragisch dahinschmelzendem Ausmaß.

Das sprach Luca schon während der rp24 an und verwies auf einen Einbruch der Social-Beiträge zu den verschiedenen RPs von über 100k früher(tm) auf „naja, noch vierstellig“ heute, und mir ist das naheliegende „naja, Twitter tot“ ein wenig sehr bequem. Pfeifen im Walde: immerhin war das Fediverse nach vollendeter rp24 der dominierende Kanal.

Katja Everz diagnostiziert dasselbe in allgemeiner, und ich bin geneigt, ihr beizupflichten, allein: von einer re:publica erwarte ich halt das aktive sich-Aneignen alternativer Kanäle, wenn die großen Plattformen die Enshittification auf die Spitze treiben.. Weiterlesen

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Googleleak Rankingfaktoren: Spannend ist auch, was nicht drinsteht

Navboost, gute und schlechte Klicks according to Google

Navboost, gute und schlechte Klicks according to Google

Dass es einen größeren Leak in Sachen Google-Algorithmus gegeben hat, wirbelt ja grade ein wenig die Branche auf. Ich würde dazu raten, sich an Mike King und Rand Fishkin zu halten, was das Analysieren und Einordnen im Detail angeht, aber wer selber nen Blick werfen will: das ist wirklich eine recht große Datenhalde und aktuell meine ich, dass sie unter Hexdocs einsehbar ist.

An der Stelle ein „ich bin da mit kaum vorhandener Expertise bei der konkreten Tech unterwegs und stöber nur rum, was an Namen, Begriffen, Prozessen da aufscheint und schließe daraus, dass es in irgend einer Form für Google relevant ist“-Einschub.

Panda, Babypanda und ein experimentelles qStar-Signal

Panda, Babypanda und ein experimentelles qStar-Signal

Und tatsächlich kann man ja seriös aus dem Stand auch nicht viel mehr draus ableiten, denn das heißt alles nur, dass in dem Kontext Daten von Google gesammelt werden (und nicht, wie und wofür sie genutzt werden). Andererseits: wofür sollen Daten wie „SpamAnchor“ oder „Baby-Panda“-Demotions gut sein, wenn nicht zum Abwerten von Spamanchors oder Panda-Abstrafungen? Whatever. Weiterlesen

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Ein paar Gedanken zu Datingsims, Hentai-Browsergames und Indie-Äquivalenten

Horror-Dating-Sim auf itchio: Melissa

Horror-Dating-Sim auf itchio: Melissa

tl;dr: unausgegorenes Hirnen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Dating-Sims, Porngames, Indiespielen zum Thema bei schmalen Stichproben. Vermutung, dass die Jugend nicht verdirbt, Abschlussabschweifung zu Krautchan/b/ und, hihi, KI und Botspam auf sozialen Netzwerken. Folgend wahrscheinlich NSFW.

Ich weiß nicht mehr, was mich vor einiger Zeit zu itch.io schubste, jedenfalls stieß ich dort auf „Date Time“ von CatTrigger, und nachdem man da Melissa direkt im Browser spielen konnte, spielte ich ein wenig rein und fand die Geschichte sehr charmant.

Weiter treibe ich mich ja noch gelegentlich auf fragwürdigen Webseiten rum, die einen bei Nutzung denn Bildschirm mit Popups zukleistern für Camsex, Gambling, Standardporn und Hentaikram, letzterer in verschiedenen Ausprägungen und teils zumindest rudimentär „beziehungssimulierend“. Das Genre hatte ich immer eher als etwas pubertäre Comicwichsvorlage abgehakt und nicht näher angesehen.

Nun stöberte ich auf itch.io ein bisschen weiter bei den Dating-Sims rum (over 5.000!) und war etwas getriggert.

OVER 5.000! Datingsims auf itch.io

OVER 5.000! Datingsims auf itch.io

Hier bauen Leute in nennenswerter Zahl Dating-Spiele im engeren bis weiteren Sinn, in unterschiedlichsten Ausprägungen, Nischen und Fandoms, pflegen dabei diverseste Themes (Logisch: Manga, LGBTQI, aber eben auch Fantasysettings, Furrykram, Vampirstories, Mittelalter, you name it. „Space Gays“, fick ja, we’ve came a long way).

Nun muss man dazusagen, dass meine bisherigen Begegnungen mit dem Genre ein bisschen Gronkh-Trash-Game Lets Plays waren und das Gesehene bestenfalls cringy war und schlimmstenfalls etwas entschärfte PUA-Scheiße für Arschlöcher.

Es ist so schlimm, wie es aussieht

Es ist so schlimm, wie es aussieht

Das hier ist indessen schlimmer wie es aussieht

Das hier ist indessen schlimmer wie es aussieht

Eine andere Strömung kommt aus Japan (obviously), aber wie man sieht, hat sie sich verbreitet. (Das oben erwähnte Date Time: „Melissa“ ist interessanterweise ein 8Bit-Horror-Derivat exakt dieses Genres.)

Melissa kann viel mit 4K RAM.

Melissa kann viel mit 4K RAM.

itch.io hatte ich halt ein wenig quergescrollt, aber dabei kriegte ich ein ziemliches Deja-Vu zu meinem Augenöffner in Sachen Fan Fiction, Pornografie und weibliche Zielgruppe: da schien eine größere Community mit eher schwacher cis-männlicher Prägung am Bauen und Spielen von Sims/Visual Novels mit unterschiedlich expliziten Inhalten zu sein. Erster Reflex: schön! Zweiter Reflex: was ist da eigentlich das Mainstream-Äquivalent?

Das brachte mich dazu, die bislang meist schnell geschlossenen Popups auf erwähnten fragwürdigen Seiten nicht nur mal anzusehen, sondern auch explizit anzuklicken. Tja, nun.

PFAD DES SEXGOTTES!!!11

PFAD DES SEXGOTTES!!!11

Wir wissen, wie das enden wird.

Wir wissen, wie das enden wird.

Ich sag mal so, was man hier sieht, geht genauso weiter wie man vermutet. Und nun kann man versuchen, sich das ein wenig schönzureden – so wird recht klar angesagt, dass die Mädels wissen, was sie wollen, dass man rücksichtsvoll, einfühlsam, whatever sein muss, damit sie einen mögen usw., yaddayadda, aber klar bewegen wir uns in eher niedrigeren Sphären der Reduktion von Gegenübern zu wunscherfüllenden Fantasieobjekten.

Wer bzw. wieviele sind da unterwegs? nun, ein paar Leute durchaus. Weiterlesen

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Korrupts kritisch-kretische Holzpimmel-Hypothese

Holzpimmel und Seifenpimmel auf Kreta

Holzpimmel und Seifenpimmel auf Kreta

Kreta ist ein wenig mein guilty pleasure, weil wir waren hier schon ein paar mal und ich komm immer wieder gerne her. In der Vergangenheit fielen mir bereits ungewohnte Aspekte lokalen Kunsthandwerks ins Auge und nun bin ich ein genauso begeisterter Phallusverehrer wie jeder vernünftige Mensch, aber diesmal war das erste Mal, dass ich mir länger Gedanken machte über die allgegenwärtigen Holz- und seltener Seifenpimmel, beide Materialien scheinen mir fragwürdig, dazu später, aber nun, Holzpimmel. Man kann sie hier kaufen.

Es gibt sie auch ohne Alibi

Es gibt sie auch ohne Alibi

Gelegentlich mit Alibi-Flaschenöffnerfunktion und gelegentlich auch so als Standalone-Objekt, und klar, kann man mitnehmen, sich an den Schlüsselbund hängen oder zum Nippes auf dem Fensterbrett stellen. Wer bin ich, darüber Urteile zu fällen: irgendwo in meinem Bücherregal steht ein Strickpimmel zum Kuscheln, Homo sum, humani nihil a me alienum puto. Jedenfalls, es folgt Korrupts kritisch-kretische Holzpimmel-Hypothese.

Häufiges Motiv hiesiger Handwerkskunst ist bekanntermaßen die Doppelaxt. Diese war in Kreta zu minoischer Zeit in Gebrauch, und aufgrund ihrer kultischen Bedetung(en) avancierte sie auch zu einem der Symbole unter anderem der Lesbenbewegung, als welche ich sie tatsächlich auch zum ersten Mal bewusst wahrnahm, der kretische Hintergrund erschloss sich mir erst Jahre später.

Günstige Doppeläxte

Günstige Doppeläxte

Naheliegend ist daher, dass Kreta unter LGBTI* möglicherweise diesbezüglich eine gewisse, herausstechende Bedeutung kriegte, nachdem mit Lesbos ja eine weitere griechische Insel diesbezüglich schwer symbolbeladen ist. Arbeitshypothese: die Holzpimmel sind weniger eine rustikale Phallusverehrung der Eingeborenen, sondern eine neuzeitliche Hommage an weitere Teilgruppen des LGBTI*-Spektrums, denen man trotz beaxteter Fruchtbarkeitstempeldienerinnen ein ebenso freundliches Willkommen andeuten wollte. Weiterlesen

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Google vs. KI-Spam: Ich find einiges ganz gut

Fick dich, Google: 555 Suchanfragen können nicht irren

Google begründet zu hassen sollte eine meiner Kernkompetenzen sein. Dass ich das aktuelle Blutbad in Sachen Spam/Core-Update allerliebst finde und das Web dadurch besser wird, fühlt sich beim Hinschreiben folglich ein bisschen kantenkönigmäßig an. Kurz eine Betrachtung des Istzustands und eine Eskalation in Richtung der Debatte „wir brauchen alternative Suchmaschinen“ bzw. „wir brauchen Alternativen zu Suchmaschinen“ und „Wie organisieren wir Weltwissen in einer KI-verseuchten Dystopie von durchgeknallten Techbros“.

Google geht grade mit sehr grobem Besen gegen Spamseiten vor und dafür hab ich ein paar Sensoren. Einer der gröberen Sorte ist die Kommentarsektion bei SER, wo ich durchgehend das Gefühl habe, wer da winselt, wie Scheiße Google ihre Seiten einrankt, ist in 95% der Fälle ein Spammer vor dem Herrn (und häufig ein Arschloch). Ein sehr spezifischer Sensor ist krankomat.de, eine KI-Spamseite zu Gesundheitsthemen, die mir mal über den Weg lief und deren Weg in die Unauffindbarkeit ich seitdem mit einem gewissen Vergnügen verfolge.

KI-Spamscheiße hat noch Luft nach unten

KI-Spamscheiße hat noch Luft nach unten

(Kontext: durchgehend generierter Scheiß nach immergleichem Muster, Monetarisierung aus der Hölle, Fake-Autor mit lächerlich hohem Textoutput, Impressum in Kamerun, you name it.)

Selbst auf Linkedin finden sich schöne Dinge

Selbst auf Linkedin finden sich schöne Dinge

Dann noch Zufallshinweise wie Florian auf Linkedin, wo der Zerfall schon im letzten Jahr einschlug:

Ich mag mich den „Zurecht, kill it with fire“-Kommentaren dort explizit anschließen und hab kein Verständnis für jegliches „Google ist da aber sehr böse, das dürfen sie nicht/wir brauchen genau deshalb was anderes“. Google macht KI-Spamseiten in großem Stil platt, das ist auch gut so und macht das Web besser.

Mit einer großen Keule: denn tatsächlich sagt Google recht klipp und klar an, dass LLM-Scheiße nichts taugt. Wenn KI-generierter Content irgendwo nicht deklariert auf einer Seite steht, läuft die ganze Seite Gefahr, als Müll eingestuft zu werden: Weiterlesen

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