Urlaub auf Schloss Mittersill, Nachträge

Wir sind wieder gut daheim angekommen und zur letzten Geschichte in Sachen „versehentlich im KZ-Außenlager Urlaub gemacht“ gibts Nachträge, und dann noch eine Coronaleugner-Begegnung der seltsameren Art.

Ein paar mal pro Woche fanden Schlossführungen statt, wir schafften es erst am vorletzten Abend und waren natürlich gespannt, welche historischen Phasen zur Sprache kommen würden und welche nicht. An sich wie erwartet/etwas schlimmer – auf Nachfrage, was während des österreichischen Anschlusses hier so gewesen sei, kriegten wir ein verstottertes „weiss man nicht so genau“ zu hören und den Verweis, das es eben eine Phase gegeben hatte, in der die Eigner schnell wechselten/unklar waren usw. Das ist ungeschickt, wenn selbst in der Schlossbroschüre steht, welcher letzte Schlossherr zu Kriegsbeginn geflohen ist, aber das mag ich der Schlossführerin gar nicht vorwerfen, sie wusste es halt nicht und wird entsprechend gebrieft sein, was wo zu erzählen und zu zeigen sei.

Wir erklärten dann, dass das mitnichten unklar sei und man recht einfach wissen könnte, dass hier ein Außenlager von Mauthausen war, das einzige im Salzburger Land und es eher unangenehm ist, wenn man da beim Bilderupload auf Google Maps mit der Nase draufgestoßen wird. Und dass es noch unangenehmer wird, wenn man dann feststellt, dass auf dem Schloss selber nirgends auch nur eine Andeutung einer Rede davon sei. Und natürlich und auch so gemeint: dass sie da ja nichts für könne und das Sache des Hotels sei, was in Führungen zur Sprache käme, da sei es aber halt eher ungut, wenn man lang und breit von den Hexenfolterungen und anschließenden -ersäufnissen in der Salzach zu hören bekäme und von den frischeren Sachen halt nichts, obwohl die vielleicht ein paar mehr Leute interessieren und betreffen könnten.

Symbolbild

Symbolbild

Die Hexengeschichte war tatsächlich mehrfach und ausführlich Thema. In der Schlosskapelle wurde die Falltür zugemacht, durch die man die „Hexen“ während der Prozesse im Käfig in den „Hexenkeller“ hing – dort werde recht häufig geheiratet, und Brautpaare wurden ungern auf, neben, bei sowas stehen wollen. Mhm.

Im Übrigen ist es nicht so, dass die aktuellen Eigner des Schlosses schlicht auch nichts von der Vorgeschichte wissen. Weiterlesen

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Fick dich, Großglockner-Alpenstraße!

Ich nächtige grade in einem ehemaligen Außenlager des KZ Mauthausen und musste einer österreichischen Organisation Geld in den Rachen schmeißen, die öffentlich Klimawandelleugnung betreibt, man verzeihe mir die drastische Überschrift. Ansonsten ist der Urlaub hier sehr schön und die Bogenparcoure klasse.

Also, Bogenschießen hier ist wirklich in Ordnung.

Also, Bogenschießen hier ist wirklich in Ordnung.

Wir sind heute die Großglocknerstrasse hochgefahren und ja, es ist landschaftlich so ziemlich das, was bei Civ 6 unter „atemberaubend“ läuft. Weiter bin ich einmal mehr etwas fasziniert gewesen, wie es die Österreicher hinbekommen, an jeder verdammten Milchkanne LTE anzubieten und ein immenses Wasserkraftpotential klarzumachen, ohne dafür groß Abstriche in der Landschaft hinnehmen zu müssen, und im übrigen ist alles hier sehr schön, gastlich und entspannt. Nun kommen wir oben an der Großglocknerausstellung an, nachdem wir überraschend einige Ocken Straßengebühr jenseits der Plakette abdrücken durften, aber man machts ja gern, schließlich sind alle möglichen Haltepunkte auf der Route mit kleineren und größeren, allesamt kostenlosen Ausstellungen und Kleinmuseen versehen.

Klima schwankt., was will man auch machen?

Klima schwankt., was will man auch machen?

Und grade in der Hauptanlaufstelle am Großglockner gibts eine Infoausstellung zum Gletscher vor Ort und dem seltsamen Phänomen, dass irgendwie überall auf der Welt Temperaturen steigen und Eis abschmilzt. Woran das liegt? Nun ja, da wird schon mal was auch „von Menschen verstärkt“, was aber nur im Rahmen dessen ist, was eh passiert und herrjeh, der Mensch ist ja nur ein Faktor von achso vielen, jedenfalls erfährt man dort noch was über die Präzession der Erdachse, aber der Begriff „Treibhausgase“ fällt kein einziges Mal in einer verdammten „naturwissenschaftlichen“ Dokumentation eines wegschmelzenden Wahrzeichens. Weiterlesen

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Ein Jahr, tausend Bilder: Bahnhofssanierung, oder was macht Ruppsel am Wochenende

Gepäckabfertigung, Montagehalle, Dach CAM-Werkstatt

Gepäckabfertigung, Montagehalle, Dach CAM-Werkstatt

Eher schon seit drei Jahren bin ich die Wochenenden recht regelmäßig am Mirker Bahnhof bzw. Utopiastadt anzutreffen, besser gesagt an der GPA, die gängige Abk. für die Gepäckabfertigung. Folgendes wird wahrscheinlich ein Mischmasch aus den Themen
– öffentliche Fotodokumentation größerer Projekte
– Selbstwirksamkeit und Stadtteilentwicklung
– Motivierung und Rekrutierung in Ehrenamtsprojekten
– Piwigo, Bildergalerie-Plattform und Apps

Kurz zum Einstieg: Utopiastadt, der „andauernde Gesellschaftskongress mit Ambition und Wirkung“ ist grobgefasst das „Dachprojekt“ einer Menge Aktivitäten am ehemaligen Mirker Bahnhof – offene Werkstatt/Fablab/Hackerspace, Kunst und Kultur, Fahrradschrauber und Fahrradverleih, Stadtgarten, Veranstaltungsräumen, Gastro… Und wie der Name schon sagt, man kann eigentlich sehr, sehr viel dort machen, nur brauchen wir halt auch die Infrastruktur dafür. Unter anderen besteht die in der GPA, der ehemaligen Gepäckabfertigung, wo ich vor drei Jahren im Winter mal begonnen habe, beim Dach neu decken mitzuarbeiten und seitdem mit einer Latte anderer Leute nach und nach das Gebäude wieder in Schuss bringe. Ziel: dort sollen Hackerspace, Werkstatt, Fablab, Fahrradschrauber einziehen, natürlich besser und schöner und geräumiger/besser ausgestattet wie in den bisherigen Unterkünften.

GPA, Abschlussgrillen nach einem Workout

GPA, Abschlussgrillen nach einem Workout

Um den Bogen zu schlagen: seit etwas über einem Jahr dokumentieren wir das auf der bahnhofssanierung.de und seitdem, haben sich dort etwas über tausend Bilder angesammelt. Das ganze rennt mit Piwigo, das kann nicht viel mehr als Bildergalerien verwalten, das aber recht gut. Weiter gibts Apps für Android und iOS, und mittels derer kann man direkt von der Baustelle knipsen, was läuft, reinladen, fertig. Und das ist eigentlich auch der Hintergrund gewesen, denn das Ganze sollte nicht nur reine „öffentliche Fotodokumentation größerer Projekte“ sein, sondern auch was anderes.

Wandabstützung vor Tragebalkentauisch, erste Piwigo-Bildergalerie GPA

Wandabstützung vor Tragebalkentauisch, erste Piwigo-Bildergalerie GPA


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100 Milliarden UMTS-Lizenzgebühr finanzierten mich: Lernen mit Laptops und WLAN

Anläßlich der 20 Jahre seit der Versteigerung der „teuersten paar Meter Luft“ jemals blickt heise auf die UMTS-Versteigerung zurück, und ich tu es auch. Wie es das Schicksal wollte, gehörte ich zu den wenigen, die von den knapp hundert Milliarden ein bißchen was abbekamen, und das kam folgendermaßen.

Wir schrieben das Jahr 2000, Ruppsel war grade mit der Uni fertig, hatte einiges zum Thema Internet/neue Medien in der Soziologie geforscht und war auch in der Pädagogik mehr in Sachen Rechner und PC-Poolbetreuung engagiert gewesen als in den klassichen Feldern, sieht man von der Jugend- und Migrationsforschung ab. Und suchte nach einem interessanten Betätigungsfeld, nach Möglichkeit mit Option auf Promotion. Aus letzterem sollte nichts werden, aber es gab eine Ausschreibung zur pädagogischen Begleitung und Evaluierung des Einsatzes von Notebooks und WLAN in der universitären Lehre in Stuttgart, und es lag nahe zu vermuten, wenn sie mich da nicht nehmen, wen eigentlich dann. Long story short, ich hatte für einige Zeit eine halbe Stelle in einem Forschungsprojekt. Diese wurde, wie ich erstaunt zur Kenntnis nahm, im Rahmen eines bundesweiten Großprojekts zum Einsatz von neuen Medien an Unis finanziert, welches wiederum aus einem einskommairgendwas-Prozentanteil der UMTS-Lizenzversteigerungserlöse stammte, die für Bildung und Wissenschaft verplant wurden. Die folgenden Monate kriegte ich also Geld aus einem Hundert-Milliarden-Topf, den ein paar freundliche Mobilfunkprovider vorher dem Finanzminister anreichten, und ich fühlte mich ganz wohl dabei.

Für alles Folgende bitte ich zu bedenken: wir hatten 2003. Das Internet war Neuland, und ein 768K-DSL schnell. Im Übrigen erstaunt es mich aber, wie weit einige Problemfelder von damals heute praktisch unverändert problematisch sind, auf der anderen Seite gibts interessante Unterschiede, soweit ich das mit meiner heute nur noch bedingt beteiligten Perspektive an zeitgemäßer Didaktik einschätzen kann. Und ich meine das meiste weder böse noch zynisch.

Das Ganze fing etwas skurril an. In der ersten Woche richteten wir uns ein, nahmen erste Kontakte zu den beteiligten Instituten auf, recherchierten ähnliche Projekte mit ggf. für uns relevanten Learnings usw. (zu dem Zeitpunkt hatten eine Reihe von US-Hochschulen auch schon Notebook-Pilotprojekte gemacht) und in besagter erster Woche, wo uns weitgehend unklar war, was mit den Notebooks denn nun konkret gelernt werden sollte, kam ich heim, fand mein Studi-Krankenkassenmagazin im Briefkasten und drin ein Artikel, dass ich wohl an einer der zwanzig coolsten Unis Deutschlands arbeiten würde, denn da gäbe es jetzt Notebooks und WLAN, und damit werde alles viel besser, effizienter und überhaupt speerspitzenmäßigst fortschrittlich. Ich kam am nächsten Tag an und verkündete, wir könnten die Arbeit einstellen, selbst die Krankenkassen wüssten bereits, was bei unserem Projekt rauskommen wird.

Software für den Seminarraum, state of the art

Software für den Seminarraum, state of the art

Nein, wir arbeiteten trotzdem weiter. Einmal mehr: es waren andere Zeiten und noch nicht lange her, dass es Leute störte, wenn ich mit dem Laptop im Seminar saß, falls ich Protokoll hatte (…das tippen!!) und wir mit SPSS für DOS statistische Auswertungen machten (auch wenn es ein Tutorium gegeben haben soll, wo eine illegale Windowsversion kursierte). Wir hatten Notebookseminare bei Architekten, Pädagogen, Luft/Raumfahrttechnikern, Softwaretechnikern und noch ein paar weiteren, und wer sagt, wie jetzt, Softwaretechnik ohne Rechner?, dem sag ich ja, so war das damals, wir hatten Rechnerräume. Weiterlesen

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Zur Corona-App: ich muss mich korrigieren

…denn grade hab ich sie mir aufs Smartphone geschmissen und muss ein paar Statements recappen, die ich diesbezüglich tat. In meinem Alter neigt man zu Zynismus und japanischer Pornografie, insofern kann ich meinen Satz von vor ca. zwei Monaten nach wie vor bestens nachvollziehen:

Corona-Tweet von vor zwei Monaten

Corona-Tweet von vor zwei Monaten

Ich wurde in der Zwischenzeit mehrfach positiv überrascht und muss zugeben, absolut nicht damit gerechnet zu haben, dass
– im staatlichen Auftrag eine einigermaßen nichttriviale App in vernünftigem Zeitraum erstellt und veröffentlicht wird,
– die Datensparsamkeit bzw. die Nutzung derart konsequent umgesetzt wird, das Ganze, weil
– man auf entsprechende Statements der Zivilgesellschaft hörte und denen auch folgte, und zu guter Letzt,
– dass ausgerechnet Telekom und SAP das gut dokumentiert und quelloffen umsetzen.
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Die Online-Marketingbranche in Zeiten von #BLM, Corona etc.

Big Data an unserer Seite

Zwei weiße Männer und Big Data. Symbolbild.

Das Thema bring ich ja immer mal mehr, mal weniger spezifisch aufs Trapez, und grade liegts naturgemäß mal wieder nahe. Ich mach meiner Blase gern den Vorwurf, sich gelegentlich um gesellschaftliche Verantwortung rumzudrücken, und grade drückt sie sich wieder ein wenig laut um selbige. Inclusive mir, weil ich oft genug die Fresse auch nicht aufkriege, wenns vielleicht angebracht wäre und weil ich meine blinden Flecken hab wie wir alle, mir gerne in die Tasche lüge, dass ich ja vergleichsweise ganz ok unterwegs und sonstwas sei und so weiter. Im Folgenden ein paar unsortierte Gedanken angesichts der Weltlage und was „wir“ damit zu tun haben. Wenn ich jemandem ungerechtfertigterweise an den Karren fahre, diesbezügliches Engagement überhaupt nicht auf dem Schirm hatte: nicht übelnehmen, Bescheid geben, ich werd mich mit Freuden korrigieren.

Der Techblase kann man guten Gewissens lieb die Techbrille, deutlicher eine großflächige soziale Ignoranz vorwerfen, und dass mir sowas wie Casis regelmäßige Statements bei Mobilegeeks so auffallen, stützt die These mehr, als dass sie sie entschärft. Caschy brüllt gelegentlich Scheiße auf FB und ich freu mich jedesmal drüber, Dobschat auch noch im Blog. Dann Wahid, weitere große Ausnahme, die mir schon wieder ein schlechtes Gewissen macht, weils mal wieder an den Menschen mit entsprechendem Background hängenbleibt, sich zu positionieren, und ich seh wenig weiteres aus der SEO/OM-Ecke: es ist nicht normal, dass aus unserer Ecke Stellung bezogen wird, dass Leute offensiv was benennen, weil sie es im Unterschied zu anderen weitgehend folgenlos können. Es ist verdammt nochmal nicht mal auch nur ansatzweise die Rede davon, mal eigene und offensichtliche Rollen in der ganzen Misere anzusprechen.

Seit Jahren wird über rassistische, misogyne, diskriminierende Algorithmen berichtet und über den simplen Fakt, dass die nicht besser sind und nicht besser sein können als die Leute, die sie bauen, und die Trainingsdaten, mit denen man sie füttert. Und oh Wunder, es tut sich nichts, denn die Techblase, wir inklusive, machen ja nur Code und Netzkram, die sozialen Aus- und Nebenwirkungen haben weder ne Seite im KPI-Dashboard noch standen sie im Pflichtenheft, und schon gar nicht wird man dafür bezahlt, sich drüber nen Kopf zu machen. Oft genug bezahlt man uns, dass am Ende wirklich nur die Wachstumskurven stehen und man sich mit dem Drumrum nach Möglichkeit nicht beschäftigen braucht.

Man muss dazusagen, es ist auch recht einfach, da das „Not my department“ dranzutackern. Klar, ob man SEO macht für Demeter oder Dildoking, das schenkt sich nur bedingt was und beides sind doch Gute Sachen(tm). Displaywerbung für Gamingtastaturen auf Pornhub, hey, das ist sexpositiv, und wenns bei Obi keine pinke Kettensäge gibt, dann weiss man (bzw. ich) auch beim zweiten Mal drüber Nachdenken noch nicht recht, ob das nun genau richtig oder genau falsch ist. Und grade bei SEO ists nochmal bequemer – wer das Genderklischee googelt, auf das ich optimiere, der hat den Müll ja schon internalisiert, sonst würd er ihn nicht googeln. Ob er dann meine Landingpage oder die des Wettbewerbs findet, spielt keine Rolle mehr und ändern tu ich so oder so nichts. So what. Weiterlesen

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Handbuch für Zeitreisende, von Kathrin Passig und Aleks Scholz

Passig, Scholz: Handbuch für Zeitreisende

Passig, Scholz: Handbuch für Zeitreisende

Zwei Gründe sprechen dagegen, dass ich besagtes Buch nach dem Lesen begeistert weiterempfehle: die Empfehlung wäre leicht redundant, weil ich ohnehin dazu neige, alles, wo „Passig“ druntersteht, bedenkenlos zur Lektüre zu empfehlen. Weiter könnte ich als voreingenommen gelten, weil ich wie zu Bloggerzeiten selig auf ein „Ach, ein Reziexemplar würd mich auch freuen“ ein Reziexemplar kriegte und mich freute. Sonst fällt mir nichts ein und ich kann zum Positiven übergehen.

Das Handbuch für Zeitreisende ist einerseits genau das. Andererseits ist es eine Wundertüte der Wissenschafts- und Weltgeschichte, ein trotz allem Anekdotenhaften erstaunlich umfassender Abriß technischen und zivilisatorischen Fortschritts, eine (sehr) kurze Geschichte vom Leben, dem Universum und dem ganzen Rest sowie ein hübscher Schlenker zur Viele-Welten-Deutung der Quantentheorie und der generellen wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Einordnung des Phänomens Zeitreise.

„Leider auffallend: es kommen Frauen im Handbuch für Zeitreisende vor“
, schrieb die Kaltmamsell nebenan, dazu noch einiges zum Inhalt und Charakter des Buches, was ich direkt unterschreiben will, und nachdem die Blogosphäre so bereits vorgelegt hat, kann ich auf zwei Aspekte des Buchs eingehen, die mir grade nachgehen und über die noch nicht rezensiert wurde.

Einleitungskapitel, Weltausstellungen, Neapel, DDR, Galilei und Noether – ich tat mich eingangs ein bisschen schwer mit dem Rundumschlag in Sachen Inhalten, Themen, Zeiten und Personen. Das Gefühl legte sich dann aber und ich wunderte mich, warum es sich legte, weil munter weitergesprungen wurde. Weiterlesen

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360°-Bilder verbinden – Google Streetview-Rundgänge selber machen

Virtueller Nordbahntrassenwalk

Virtueller Nordbahntrassenwalk

Wir haben Corona, die Straßen sind leer. Wer sich berufen fühlt, gelegentlich 360°-Bilder für Google Places/Google Maps/Streetview zu machen, hat grade eine gute Zeit, denn man muss kaum auf versehentlich ins Bild laufende Passanten achten.

Soviel zu meiner Motivation, letztes Wochenende mal endlich das lang geplante „Ich will 360°-Bilder im Streetview-Style verbinden“-Projekt zu starten. Außerdem ist Utopiastadt grade weitgehend runtergefahren und vielleicht will jemand wenigstens virtuell eine Runde um den Bahnhof drehen.

Folgendes richtet sich nicht an die Pros mit cooler 360°-Hardware, selber bin ich volkommen primitiv mit einem iPhone und der StreetView-App unterwegs. Wer noch nicht weiß, wie es mit dem eigentlichen Bildermachen funktioniert: ich schrieb vor ein paar Jahren schon mal eine Anleitung für 360°-Bilder für Google Places. Weiter existiert fürs „Wie verbindet man mehrere 360°-Bilder zu einer Bilderstrecke zum durchklicken/durchbewegen im StreetView-Style?“ natürlich auch eine Anleitung von Google. Wie es gelegentlich bei Google ist: die ist nicht vollkommen blödsinnig, aber ein paar meiner Wahrnehmung nach typische Haken und Ösen werden nicht so recht klar.

Schritt 1: man macht die 360°-Bilder, die man verbinden will. Tendenziell alle, aber wenn es sehr viele sind, gegebenenfalls auf mehrere Sessions verteilt. Hier vorab: das eigentliche Verbinden in der App ist nervig. Das nachträgliche Verbinden mehrerer „Sessions“ ist möglich, potentiell aber noch nerviger. Je nach Verteilung und Vernetzung der Bilder ist man vielleicht bei 20, vielleicht bei 10 und vielleicht auch nicht mal bei 50 Bildern an einer Schmerzgrenze – je linearer und einfacher die Abfolge, desto leichter behält man die Übersicht. Weiterlesen

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Gewachsene Strukturen, oder: wie pflegt man ausufernde Heimnetz-Infrastruktur?

Die Welt zittert vor der Pandemie, und Ruppsel macht sich Gedanken über die Rechnerflut zuhause, ich mag meine Prioritäten. Vorabgeschickt: das Folgende ist mitnichten als Schwanzvergleich gedacht, vielmehr gehe ich davon aus, dass sich eine Reihe von Nerds mit ähnlichen Infrastrukturen umgeben haben und sich auf die eine oder andere Art Gedanken wie die folgenden gemacht haben, sich ähnliche Fragen gestellt haben und vielleicht sogar auf clevere Antworten kamen. Gibt es solche, wäre ich froh, sie zu hören, auch ein „Alles normal, geht allen nicht anders“ ist auch gerne genommen.

Zunächst die Leitfrage:

Gibt es Strategien, einen naturgemäß ausufernden Park von Arbeits-, Gelegenheits- und Bastelrechnern plus ne Latte Kleinkram mit IP-Stack einigermaßen zu konsolidieren und up-to date zu halten, ohne direkt in semi- bis professionelle Gefilde des Infrastrukturmanagements vordringen zu müssen?

Dann der Anlass:

Torserver, lüfterlos

Ich ahnte ja nicht, wo das hinführte.

Vor ein paar Wochen überkam uns die Lust auf Minecraft. Naheliegender Gedanke: ich werf irgendwo nen lokalen Minecraft-Server ins Heimnetz, damit wir unabhängig voneinander zocken können, gegebenenfalls noch ein, zwei Leute einladen und nach Möglichkeit nicht extra nochmal nen Rechner separat hochfahren müssen. Hier läuft eh ne kleinere Kiste als Server durch (und macht vor allem ein Terabyte Tor-Relaytraffic im Monat), es stellte sich raus, dass die Hardware nicht mehr angemessen war (32Bit-Maschine). Ich schaute kurz nach Raspi-Setups für Minecraft, es schien mir alles ein wenig schwachbrüstig und absehbar nichtskalierend. Gedanken in Richtung „Hm, dem Torserver einfach ein gebrauchtes 20-Ocken-Mainboard und nen Proz von vor drei statt vor acht Jahren geben“ kamen auf, und dann ärgerte es mich schon ziemlich, dass hier eine Latte Kisten rumstehen und ich wegen einem verdammten Minecraft-Server Hardware shoppen soll, wenn auch gebraucht und billig bis wahrscheinlich auch umsonst zu kriegen. Dann fiel mir ein, dass bei Hetzner ja eine ausgewachsene Kiste steht, die ausschließlich tut, was ich will und deren Rootshell ich regiere. Seitdem wurde das Problem also zur Zufriedenheit gelöst, aber der Gedanke „Hier rennt viel Kram, aber wegen jedem Kleinscheiß brauchts trotzdem nochmal was“ ging mir nach. Und fiel mir beim gelegentlichen Konsolenaufschießen und Kistenupdaten immer wieder ein.

Trockene Zahlen:
Hier stehen
· 4 Desktoprechner (Kubuntu, Lubuntu, 2xWin10)
· 2-3 Laptops (Kubuntu, Lubuntu, gelegentlich der Arbeits-Mac)
· 4 Raspis (bzw. einer davon OrangePi)
· 1 NAS (Synology)
· 1-2 Tablets (das 1stGen-iPad zählt nicht mehr richtig)
· 2 iPhones
· 1-2 ESP8266
…tja, und gottseidank noch ne Kiste bei Hetzner, weil wie soll man sonst Minecraft zocken. Dazu noch das übliche Netzzeug: Unifi AP, ein EdgeRouter X, eine Fritzbox, drei Freifunk-Accesspoints, ein managed switch und drei kleine Switche, weil richtiges Internet aus dem Kabel kommt und ich das überall will. Ich sag mal so: Mit der Zeit beginnt man, feste IPs zuzuweisen.

Raspi mit Elektrik

Es gibt viele davon, aber der hier gehört mir.

Braucht man das alles?
Ja klar.

OK, wofür?
Dass man einen Arbeitsrechner braucht, halte ich für wenig diskussionswürdig. Wir sind zu zweit, also zwei. Laptop dito. Gadgets/Mobile devices sind ebensowenig begründungsbedürftig. Der Tor-Server fing mal klein an als Futro, der im Schrank stand und ein Viertel meiner Bandbreite kriegte, weil hey, Bandbreite.

Dann lötete ich mir irgendwann meinen Geigerzähler und hatte einigen Aufriss, den auch ans Netz angebunden zu kriegen. Symptomatisch, dass er aktuell mal wieder seit ziemlich langer Zeit nicht mehr rennt (sorry an alle, die sich in Sachen Frühwarnung bei großflächiger radioaktiver Verseuchung mit Beta- und Gammastrahlern aktuell auf mich verlassen).

Geigerpi und Geiger Counter.

Geigerpi und Geiger Counter.

Der Grund: die verwendete Scriptlösung rennt nicht so stabil, wie sie soll, Updates/Neustarts zerschießen die ganze Geschichte gelegentlich. Das führte teilweise mit dazu, dass ich einen der ersten Rumspiel-Raspis, der hierherfand, irgendwann zum separaten GeigerPi ernannte, damit ich nicht wegen jedem Kleinscheiß am Futro direkt den Tor-Node mit neu starten musste oder nach jedem Update mit Neustart gleich die Geigerscripte mit checken musste. OK, ein Raspi rennt. Weiterlesen

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Danke, Guz. Eine Art Nachruf.

Guz, unter anderem Aeronauten, ist tot, und das ist scheiße, weil wir ihn an sich weiterhin nötig hatten. Mit der Ansicht bin ich nicht allein, aber die Sterblichkeit auch der Leute, bei denen wir es uns anders wünschen, liegt bei den bekannten hundert Prozent. Und auch wenn ich sonst nicht wirklich Freund der Nachruferei hier im Blog bin, im Fall von Guz ist es notwendig, schon allein, weil mir alles nicht gefallen hat, was diesbezüglich in meine Blase fiel, Ausnahme die Woz, wo ein wenig das anklang, was ich bei Menschen wie Guz eigentlich das wichtigste finde, und das ist nicht das Aufzählen der bekannten Alben, Betonen der bedeutsamen schweizer Enklave der Hamburger Schule oder das Namedropping der Projektpartner. Was sie ausmacht ist, dass sie das Leben ganz vieler Menschen auf ganz unterschiedlichen Bereichen und in vielerlei Weise berührten und in der Regel zum besseren veränderten.

Ruppsel studierte seinerzeit in Tübingen, als er unter anderem auf die Aeronauten stieß, und es war natürlich die Hochzeit der Hamburger Schule und es gab ein gewisses Grüppchen seinerzeit, das sich bevorzugt in Liedzeilen verständigte. Wir waren jung, schön und dünn, das ist das einzige, was zählt. Die Aeronauten waren unterrepräsentiert, sie waren nicht so glatt wie die Sterne und nicht so resigniert wütend wie Tocotronic, aber sie blieben hängen, und als im damals erstaunlich neuen Internet ein kleines Liedzeilenrätselspiel bei uns populär war, hieß unser Team „Genforscher“, einmal, weil einer von uns in einschlägiger Richtung studierte, aber natürlich als die Hommage ans Lied von Guz, und Arschlöcher auf Genforscher reimen halte ich bis heute für noch feiner als das Fenstersims/Naziskins aus „Freundin“. Meine liebste gesprochene Zeile war das wunderbare „Wirf dein fettiges Netz nach mir“, die dahinter im Lied folgende Zeile „Wir sehen in den Fluss und denken ans Meer“ wäre auf Tübinger Neckaridyllen vielleicht auch gut zu bringen gewesen, aber die war schon wieder was zum ganz für sich denken, die musste man nicht groß rumerzählen. Weiterlesen

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